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 Fall einer Leiterschleife durch ein Magnetfeld

 

Einführung

 

Wir werden bei der Klausuraufgabe anknüpfen. In jener Aufgabe

wurde eine Leiterschleife in ein Magnetfeld hineingeschoben. Dieses

Thema war schon mathematisch anspruchsvoll. In diesem Kapitel

wird es noch komplexer, weil mehrere Kräfte angreifen und verschie-

dene Fälle betrachtet werden müssen. Man muss sich die Klausur-

aufgabe vorher angesehen haben, weil Formeln von dort in diesem

Kapitel Verwendung finden.

 

Die Situation sieht jetzt folgendermaßen aus:

 

 

 

 

 

Im Vergleich zur Klausuraufgabe ist der

ganze Aufbau um 90° gedreht worden. Die

Leiterschleife bewegt sich jetzt in der Verti-

kalen unter dem Einfluss der Gewichtskraft.

Zunächst im freien Fall. Luftreibung soll un-

berücksichtigt bleiben.

Man startet in einer gewissen Entfernung h

von der Oberkante des Magnetfeldes. Die

Leiterschleife gelangt nach einer Zeit des

freien Falls in das Magnetfeld. Hier erfährt

sie beim Eintritt aufgrund der Induktion eine

zusätzliche Lorentzkraft.

Es müssen jetzt also für die Bewegung

beim Eintritt zwei Kräfte berücksichtigt werden, nämlich Gewichtskraft und Lorentzkraft. Dies macht das Problem äußerst komplex.

Im Magnetfeld gilt nur die Gewichtskraft.

Beim Verlassen wieder beide Kräfte. Nach

dem Austritt wieder nur die Gewichtskraft.

 

 

 

Hinweis in eigener Sache: Ich habe im Internet oder in der Literatur keinen vergleichbaren Fall gefunden, so

dass ich auf meine eigenen Überlegungen angewiesen bin. Deshalb kann ich keine Garantie für die Richtigkeit

der Überlegungen geben.

 

Kräfte – Geschwindigkeiten

 

1. Fall: Leiterschleife befindet sich noch außerhalb des Magnetfeldes

Es gelten die Überlegungen zum „Freien Fall“.

Es wirkt die Gewichtskraft FG = m ∙ g. Die Bewegungsgleichungen

lauten: s = ½ ∙ g ∙ t2 und v = g ∙ t, wenn beim Start v = 0 m/s ist.

 

2. Fall: Leiterschleife taucht in das Magnetfeld ein

Es treten jetzt zwei Kräfte auf, die gegeneinander wirken, einmal die

Gewichtskraft nach unten und dann die Lorentzkraft nach oben. Um

die Bewegungsgleichung zu erhalten, kann man die Grundgleichung

der Mechanik benutzen. Die Bestimmung der Lorentzkraft mit

FL = − k ∙ m ∙ v(t) kann man der Klausuraufgabe entnehmen.

Es gilt also:

 

 

Wir erhalten ein interessantes Ergebnis:

 

Zusammenfassung – Geschwindigkeit

 

 

Für die Geschwindigkeit beim Ein- und Austritt aus dem

Magnetfeld gilt folgende Formel, wenn die Leiterschleife

durch ein Magnetfeld fällt:

 

 

mit

g = Fallbeschleunigung=9,81 m/s2

  , 

b = Breite der Leiterschleife, B = Magnetfeldstärke,

R = Widerstand der Leiterschleife, m = Masse der Schleife

v0 = Eintritts- bzw. Austrittsgeschwindigkeit

t = Zeit seit dem Ein- bzw. Austritt

 

 

Fallunterscheidung (Ein- und Austritt)

 

Man kann also beim Eintritt in das Magnetfeld drei Fälle unterscheiden.

 

2.1. Die Leiterschleife tritt mit der Grenzgeschwindigkeit in das

Magnetfeld ein

 

 

2.2. Die Leiterschleife tritt mit einer Geschwindigkeit v0 in das

Magnetfeld ein, die kleiner als die Grenzgeschwindigkeit ist.

 

 

2.3. Die Leiterschleife tritt mit einer Geschwindigkeit v0 in das

Magnetfeld ein, die größer als die Grenzgeschwindigkeit ist.

 

 

Die folgenden Graphen zeigen einmal die drei möglichen Fälle beim

Eintritt in das Magnetfeld (k = 1 gewählt):

 

 

Gesamtverlauf der Geschwindigkeit beim Fall

 

Wenn wir den gesamten Ablauf (Eintritt, im Magnetfeld, Austritt, außer-

halb des Magnetfeldes) betrachten, wird es noch komplizierter.

Der Verlauf kann sehr unterschiedlich aussehen.

 

1. Fall: (s.o. 2.1.)

Eintritt mit vE = vgrenz = g/k → konstanter Verlauf:

danach freier Fall im Magnetfeld → linearer Anstieg;

Austritt mit vA > vE = vgrenz → exponentieller Abfall oberhalb von vgrenz ;

nach dem Austritt wieder freier Fall → linearer Anstieg;

 

Man hat also folgendes Aussehen (qualitativ)(k=1)

 

 

2.Fall (s.o. 2.3): 

Eintritt mit v0 > vgrenz → exponentieller Abfall oberhalb von vgrenz ;

im Magnetfeld freier Fall → linearer Anstieg;

beim Austritt vA > vgrenz → exponentieller Abfall oberhalb von vgrenz ;

nach dem Austritt freier Fall → linearer Anstieg

 

Aussehen(k=1)

3. Fall: (s.o. 2.2)

Eintritt mit Eintritt mit v0 < vgrenz → exponentieller Anstieg unterhalb

von vgrenz ; im Magnetfeld freier Fall → linearer Anstieg

 

beim Austritt (je nach Länge des freien Falls)

3.1. vA < vgrenz → exponentieller Anstieg unterhalb von vgrenz ;

nach dem Austritt freier Fall → linearer Anstieg

3.2. vA > vgrenz → exponentieller Abfall oberhalb von vgrenz ;

nach dem Austritt freier Fall → linearer Anstieg

 

Aussehen(k=1)

3.1.

 

3. 2.

 

Quantitative Ergebnisse – Streckenfunktion

Will man quantitativ rechnen, braucht man auch noch die Strecken-

funktion, die angibt, welche Strecke man seit dem Zeitpunkt t = 0 s

zurückgelegt hat.

 

 

Zusammenfassung – zurückgelegte Strecke

 

 

Für die zurückgelegte Strecke beim Ein- und Austritt aus dem

Magnetfeld gilt folgende Formel, wenn die Leiterschleife durch

ein Magnetfeld fällt:

 

 

mit

g = Fallbeschleunigung=9,81 m/s2

  , 

b = Breite der Leiterschleife, B = Magnetfeldstärke,

R = Widerstand der Leiterschleife, m = Masse der Schleife

v0 = Eintritts- bzw. Austrittsgeschwindigkeit

t = Zeit seit dem Ein- bzw. Austritt

 

 

Vergleich: s(t) mit g(t)

 

Man kann einmal die Funktion s(t) mit der Funktion g(t) vergleichen,

die man bekommt, wenn keine Abbremsung vorliegt, also ein freier

Fall. In diesem Fall würde gelten g(t) = ½ ∙ g ∙ t2. Wir nehmen dabei

zur Vereinfachung an, dass sich bei t = 0 s die Leiterschleife mit der

Unterkante genau an der Oberkante des Magnetfeldes befindet, d.h.

v0 = 0 m/s ist. Außerdem k = 1 gewählt.

 

Vergleich des graphischen Verlaufes für kleine Zeiten:

Man erkennt, dass sich die Graphen bei kleinen Zeiten, also wenn

die Abbremsung gering ist, sehr ähneln. Dies ist natürlich ein sehr

vernünftiges Ergebnis, weil dann praktisch noch ein freier Fall vor-

liegt. Erst bei größeren Zeiten und somit größeren Geschwindigkeiten

steigt die Abbremsung und macht sich in verzögerter Strecke bemerk-

bar.

 

Mathematische Erklärung (k=1, v0 = 0 m/s):

s(t) = 9,81 ∙ t + 9,81 ∙ ( e−t – 1 ) = 9,81 ∙ t – 9,81 + 9,81 ∙ e−t

Mit der Reihenentwicklung von e−t ≈ 1 – t + ½ t2

s(t) = 9,81 ∙ t – 9,81 + 9,81 ∙ e−t ≈ 9,81 ∙ t – 9,81 + 9,81 ∙ ( 1 – t + ½ t2 )

≈ 9,81 ∙ t – 9,81 + 9,81 – 9,81 ∙ t + ½ ∙ 9,81 ∙ t2   ½ ∙ 9,81 ∙ t2 = g(t)

 

Konkrete Rechnung für den Geschwindigkeitsverlauf

 

Wähle wir, wie bisher, k = 1∙kann man recht einfache Berechnungen

durchführen. In diesem Fall wäre dann ja vgrenz = 9,81 m/s, wie oben

schon benutzt.

Wir müssen für konkrete Rechnungen jetzt noch die Länge der Leiter-

schleife und die Größe des Magnetfeldes angeben. Ich wähle  l = 1 m

für die Länge der Leiterschleife und d = 3 m bzw. d = 10 m für die

Größe des Magnetfeldes.

Außerdem muss v0 noch angegeben werden bzw. die Höhe h, ab der

die Leiterschleife fallen gelassen wird. am einfachsten wählen wir

h = 0 m und somit den Ausgangspunkt vom Kapitel „Vergleich s(t) mit

g(t). Es gilt dann: v0 = 0 m/s

 

Es ergibt sich dann:

 

 

Graph: g(t) ist zum Vergleich mit eingetragen

 

Graph: g(t) ist zum Vergleich mit eingetragen

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