Link zu:

- zum Start

- Formel Gravitationsgesetz

- Zusatz: Gravitationskonstante

- Zentralmasse bestimmen

- Beispielaufgaben

- Zusatz: Schwerpunkt

- Verallgemeinerung Gravitation

- Zusatz: Erdmasse über g

- Zusatz: Gezeiten

 

 

Gravitationsgesetz

 

Herleitung des Gravitationsgesetzes

 

Bevor man dieses Kapitel bearbeitet, sollte man sich zunächst mit dem

Kapitel „Weltbilder“ beschäftigen, da aus diesem Kapitel Inhalte zur

Herleitung benutzt werden. Vor allem das 3. Keplersche Gesetz wird

zur Herleitung benutzt werden. Außerdem machen wir eine Verein-fachung, da wir davon ausgehen, dass sich die Planeten auf Kreis-

bahnen und nicht auf Ellipsen bewegen.

 

Also jetzt zur Herleitung.

Uns interessiert die Kraft, die dafür sorgt, dass die Planeten auf ihrer

Kreisbahn bleiben. Diese Kraft zeigt zum Kreismittelpunkt, also zur

Sonne und wird von dieser ausgeübt. Im Kapitel „Kreisbewegungen

haben wir diese Kraft als „Radialkraft“ kennengelernt.

 

Man geht von der Formel für die Radialkraft aus und setzt dort die

Geschwindigkeitsformel aus dem 3. Keplerschen Gesetz ein.

Es gilt also:

Wie man erkennt, taucht nicht die Sonnenmasse auf, obwohl es klar

sein dürfte, dass diese Masse auch eine Rolle für die Kraft spielen

dürfte. Dies wird auch klar, wenn man weiß, dass nach dem 3. Axiom

von Newton, der Planet auf die Sonne die gleiche Kraft ausübt wie

die Sonne auf den Planeten. Also vom Planeten aus betrachtet in der

Formel statt der Planetenmasse die Sonnenmasse stehen würde. Die

Sonnenmasse ist in der Konstanten C1 versteckt, so dass man end-

gültig für die Kraftbeziehung zwischen Planeten und Sonne findet:

Die Gravitationskonstante lässt sich experimentell bestimmen. Hierzu

muss aber noch etwas ausgeholt werden (s. unten).

Bemerkenswert ist, dass in dieser Formel keinerlei Bewegungsgrößen

mehr sind, sondern nur die Massen und die Entfernung der Massen-

schwerpunkte.

Was kann man jetzt mit diesem Gesetz anfangen? Es gilt ja zunächst

nur für die Bewegung von Körpern („Planeten“) um einen sehr masse-

reiches Zentralkörper, da es aus dem 3. Keplerschen Gesetz herge-

leitet wurde.

 

Bestimmung der Masse des Zentralkörpers

 

Wir können jetzt die Massen von Sonne und Erde bestimmen. Wie

geht das genau? Man hat zwei Möglichkeiten die Kraft der Sonne auf

einen Planeten zu bestimmen, nämlich über die neue Gravitations-

formel oder/und über die Formel für die Radialkraft. Im Folgenden

sehen wir den entsprechenden Ansatz und die Herleitung der Massen-

formel:

 

 

Verallgemeinerung des Gravitationsgesetzes

 

Bisher gilt das Gravitationsgesetz nur für die Bewegung von Körpern

um ein massereiches Zentrum. Das Verdienst von Newton war es,

dass er dieses Gesetz sehr viel allgemeiner formuliert hat.

Um zu dieser Verallgemeinerung zu kommen, schauen wir uns einmal

die Bewegung des Mondes um die Erde an.

Es soll um die Radialbeschleunigung gehen, mit der der Mond von der Erde angezogen wird. Wir berechnen diese zunächst mit der Radial-

oder Gravitationskraft mit Hilfe des 2. Axiom von Newton.

 

Jetzt rücken wir einmal den Mond näher an die Erde heran bis er als

Massepunkt auf der Erdoberfläche sich befindet. Die Rechnung ergibt dann:

Bei der Einsetzung ganz exakter Zahlen für die Erdmasse kommt man

auf einen Wert von 9,81 m/s2. Dies ist ein Wert, der also genau der Fallbeschleunigung „g“ entspricht.

Dies bedeutet, dass die Kraft, die für die Bewegung der Planeten (hier

den Mond) zuständig ist, auch der Kraft entspricht, die die Massen auf der Erde anzieht.

Wir können also verallgemeinern, dass die Gravitationskraft eine

Kraft ist, die nicht nur in der Astronomie eine große Rolle spielt,

sondern vielmehr überall, wo Massen sich gegenseitig anziehen.

Die Verallgemeinerung des Gravitationsgesetzes lautet also:

 

 

Gravitationsgesetz

 

Zwischen zwei Massen m1 und m2 , deren Schwerpunkte einen Abstand r aufweisen, wirkt die Anziehungskraft

 

 

 

 

Beispielaufgaben

Im Folgenden ein paar kleine Übungsaufgaben zum Umgang mit dem Gravitationsgesetz.

 

1. Beispielaufgabe

Der Exoplanet Wolf 1069 b umkreist in 15,6 Erdtagen seinen

Zentralkörper in einer Entfernung von 0,067 AE. Bestimmen Sie

die Geschwindigkeit des Exoplaneten, die Masse des Zentral-körpers und die Keplerkonstante für dieses System.

 

Lösung:

 

Die Geschwindigkeit wird ganz einfach mit der Geschwindig-

keitsformel für Kreisbewegungen bestimmt.

Mit der Formel von oben berechnen wir die Zentralmasse.

Die Keplerkonstante kann auf zwei verschiedene Arten ge-

wonnen werden: einmal über die Geschwindigkeitsformel

( s. Weltbilder) oder über das 3. Keplersche Gesetz.

 

Links zum Thema:

- Wolf 1069 b bei Wikipedia

- Artikel bei Tagesschau

 - Zentralkörper zum Exoplanten - wikipedia

 

 

 

 

2. Beispielaufgabe

Im Klassenraum sitzen zwei Schüler 50 cm voneinander entfernt

nebeneinander. Sie haben die Masse 50 kg bzw. 60 kg. Mit welcher Kraft ziehen sich die beiden Schüler an?

 

Lösung:

 

Die Anziehung ist natürlich viel zu gering, als das sie Auswir-

kungen hätte, da die Reibung sehr viel größer ist.

 

3. Beispielaufgabe (nicht ganz ernst gemeint)

a.) Nehmen wir an die gesamte Erdbevölkerung (8 Milliarden Personen) würden sich alle gleichzeitig an einem Ort auf einen

1 m hohen Stuhl stellen. Wie stark wäre die Anziehung

zwischen Erde und Gesamtbevölkerung (als Massepunkt ge-

dacht), wenn jede Person im Mittel 50 kg wiegen würde.

b.) Jetzt springen alle 8 Milliarden gleichzeitig von ihrem Stuhl.

Jede Person würde sich dann mit einer Beschleunigung von

9,81 m/s2 auf die Erde zu bewegen. Da ja das 3. Axiom von

Newton gilt, wird die Erde auch von dem „Bevölkerungspunkt“

angezogen. Wie weit kommt die Erde dann dem Bevölkerungs-punkt entgegen?

 

Lösung:

 

zu a.)

Die Voraussetzungen sind natürlich ziemlich gewagt.

 

zu b.)

Lösungsweg über das 2. Axiom von Newton und die Formeln

zur gleichmäßig beschleunigten Bewegung.

Der Weg ist deutlich geringer als ein Atomdurchmesser und

damit nicht relevant.

 

 

Zusatzmaterial

 

- Erneute Bestimmung der Erdmasse

 

Im Kapitel „Verallgemeinerung des Gravitationsgesetzes“ haben wir

gesehen, dass man die Anziehungskraft der Erde auf eine Masse auf

der Erdoberfläche über zwei Formeln bestimmen kann.

Einmal über die Gewichtskraft und dann über die Gravitationskraft.

Es gilt also:

Dieser Wert ist besser als der im Kapitel „Weltbilder“ ermittelte Wert.

Dies liegt daran, dass die Bewegung des Mondes und der Erde

um einen gemeinsamen Schwerpunkt erfolgt (s.unten).

„g“ sollte natürlich möglichst exakt gemessen werden. Dies ist z.B.

über die Schwingungsdauer eines Fadenpendels möglich.

 

- Bestimmung der Gravitationskonstanten

 

Hinweis zum Anfang:

Wir erklären das Verfahren nicht im Detail, da dies z.Z. nicht mehr zum Themenbereich der

E-Phase gehört. Würde die Gravitation noch einmal in einem LK-Physik vorkommen, müsste

man hierauf genauer eingehen. Ich stelle hier am Ende Unterlagen zur Verfügung, mit denen man sich dann detaillierter in das Thema einarbeiten kann.

Man bekommt einen sehr guten Überblick durch das Video von Prof. Rene Matzdorf.

 

Zur Messung der Gravitationskonstanten wird eine Drehwaage be-

nutzt, auf der sich paarweise eine kleine und große Masse gegenüber

stehen. Der ganze Aufbau befindet sich an einem Faden, der sich verdrillen kann. Auf diesem Faden ist ein Spiegel angebracht, auf

den ein Laserstrahl fällt, dessen Reflexion in größerer Entfernung auf einer Skala betrachtet wird.

Die großen Massen werden einen Tag vor der Messung in die Nähe

der kleinen Massen gebracht. Der Faden verdrillt sich dann aufgrund

der Gravitationswirkung zwischen den Massen und kommt zur Ruhe. 

Am nächsten Tag werden die großen Massen umgeschwenkt und stehen jetzt jeweils der anderen kleinen Masse gegenüber. Hierdurch

tritt wieder eine Gravitationskraft auf und den Faden verdrillt sich in

die andere Richtung. Diese Verdrillung wird mit dem Laserstrahl an

die Wand projiziert und führt zu einer beschleunigten Bewegung des

Laserstrahls. Diese Beschleunigung wird gemessen und damit die

Gravitationskonstante bestimmt. Wenn man die Bewegung des Laser-

punktes länger verfolgt, merkt man dass der Faden eine gedämpfte Schwingung ausführt bis er seine Endlage erreicht. Für unsere Be-

schleunigungsmessung wird nur die erste Phase dieser gedämpften

Schwingung betrachtet.

Es muss mit äußerster Vorsicht gearbeitet werden. Jede Erschütte-

rung muss vermieden werden (schon ein vorbeifahrender LKW kann Einfluss nehmen).

 

Link-Liste zum Thema

 

Quelle: https://videos.uni-paderborn.de/category/video/ME74-Gravitationsdrehwaage/8cabb59818dff95f7c997d43376a3c81/9

 

Video der Uni Paderborn mit dem Aufbau der Dreh-waage und der Durchführung des Experimentes (ohne

Theorieteil). G wird offensichtlich über die Schwin-gungsdauer bestimmt. Für die Bestimmung über das

Beschleunigungsverfahren ist nur die erste Bewegung

des Laserstrahls nach rechts wichtig!

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=Yh74NM8aJ0s

 

Vollständige sehr verständliche Darstellung der

Messung der Gravitationskonstante von Prof. Dr. Rene Matzdorf

 

 

- Text aus dem Buch: Kuhn Mechanik (Westermann 1979) mit einer extrem ausführlichen Darstellung des Experimentes (noch weitergehend als Matzdorf)

Das Buch ist offensichtlich nicht mehr im Buchhandel erhältlich.

 

Im folgenden Link findet man Messwerte, die ich im Unterricht be-stimmt habe. Ich habe mich an die Ausführungen von Kuhn ge-halten. Es wurde die alte Drehwaage von Leybold benutzt.

Messung von E. Beck im Jahr 1992

 

 

- Bewegung um einen gemeinsamen Schwerpunkt

Bisher haben wir immer so getan, als ob sich bei den Bewegungen

eines „Planeten“ um seinen Zentralkörper der Mittelpunkt der Bewe-

gung dem Mittelpunkt des Zentralkörpers entspricht.

Bei genauerer Betrachtung stimmt dies nicht, sondern beide Körper

bewegen sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt.

Einfaches Beispiel dazu: Zwei Schüler stehen sich gegenüber und

fassen sich an den Armen. Dann bewegen sie sich umeinander. Es wird nie möglich sein, dass einer der Schüler an einem festen Dreh-

ort bleibt, sondern sie bewegen sich um einen Punkt, der zwischen

ihnen liegt, ihren gemeinsamen Schwerpunkt.

Für das System Erde-Mond gibt es hier eine schöne Animation bei

Wikipedia:

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Erde-Mond-Schwerpunkt

 

Wenn man das System genauer untersucht, kommt man zu einer Art

„Hebelgesetz“ für dieses System.

Es gilt nämlich:  mErE−S = mMrMS ;  mit mE und mM = Massen der Körper

                                                                              rE−S und rM−S = Abstände zum Schwerpunkt

 

Dies bedeutet, dass der Schwerpunkt immer näher am massereicher-en Körper liegt, z.B. beim System Erde-Mond noch innerhalb der

Erde.

 

- Gezeiten

 

Die Gezeiten lassen sich nur vollständig erklären, wenn man von

der Drehung um einen gemeinsamen Schwerpunkt ausgeht. Das folgende Video ist das einzige, das ich gefunden habe, welches die Gezeiten physikalisch vollständig und korrekt erklärt. (Hinweis: das Video scheint

es nicht mehr auf youtube zu geben; deshalb kann ich keine Quellenangabe geben)

 

Link zu:

- zum Start

- Formel Gravitationsgesetz

- Zusatz: Gravitationskonstante

- Zentralmasse bestimmen

- Beispielaufgaben

- Zusatz: Schwerpunkt

- Verallgemeinerung Gravitation

- Zusatz: Erdmasse über g

- Zusatz: Gezeiten

 

- zurück zu den Weltbildern

 

- zurück zur Übersicht