Gravitationsgesetz

 

Weltbilder

 

Bevor wir uns mit dem eigentlichen Gravitationsgesetz beschäftigen,

wollen wir einen kurzen Ausflug in die Geschichte der Astronomie

machen und uns mit den verschiedenen Vorstellungen vom Aufbau der

Welt beschäftigen.

Hinweis: der Ausflug soll wirklich nur kurz sein. Alles wird sehr ausführlich in „wikipedia

behandelt (s. Verlinkungen bzw. Link-Liste))

 

Schwerpunkt werden die beiden Weltbilder sein, die jahrhundertelang

gegolten haben bzw. noch gelten. Es geht um das geozentrische Welt-

bild und das heliozentrische Weltbild. Verbunden sind die jeweiligen

Weltbilder mit den Namen von Ptolemäus (100 − 160 n.Chr.) und

Kopernikus (1473 − 1543 n.Chr.). Man erkennt schon an den Jahres-

zahlen, dass zwischen den einzelnen Weltbildern 1400 Jahre liegen.

Die allmähliche Anerkennung des heliozentrischen Weltbildes hat

noch einmal 100 Jahre gedauert, wobei sicherlich auch Kepler (1571 −

1630 n.Chr.) seinen Beitrag geleistet hat.

Warum gehen wir kurz auf die Weltbilder ein? Wir werden die

Keplerschen Gesetzen dazu nutzen, das Gravitationsgesetz herzu-

leiten.

 

Geozentrisches Weltbild

 

Der Name sagt es schon, dass hier die Erde den Mittelpunkt der Welt

bildet, was ja zunächst mal offensichtlich erscheint, weil sich alle Er-

scheinungen am Himmel „anscheinend“ um die Erde drehen.

Also gilt:

 

Die Erde steht im Mittelpunkt. Alle anderen Himmelskörper (Planeten,

Sonne, Mond, Fixsterne) drehen sich um die Erde.

Probleme:

1.) Es gibt Rückwärtsbewegungen am Himmel von Planeten, so-

genannte Planentenschleifen. Wie will man diese erklären?

2.) Man postulierte eine „gleichförmige Kreisbewegungen“ für die

Planeten. Aristoteles (384 − 322 v.Chr.) hatte hierbei einen maßgeb-

lichen Einfluss.

 

Diese Probleme und weitere Beobachtungen zu den Umlaufzeiten

usw. führten dazu, dass man bei den Planeten nicht mit einer gleich-

förmigen Kreisbewegung auskam. Man musste mehrere Kreisbewe-

gungen miteinander kombinieren. Es entstand die Epizykeltheorie, bei

der auf einem Kreis, dem Deferenten, ein weiterer kleiner Kreis

(Epizykel) sich befand, auf dem sich der Planet bewegte, während sich

der Mittelpunkt des Epizykels sich auf dem Deferenten bewegte. Der

Mittelpunkt des Deferenten lag dabei nicht im Erdmittelpunkt. Um die

gleichförmige Bewegung zu retten, musste sogar noch ein Ausgleichs-

punkt, der Äquant; eingeführt werden. Dieser bezog sich auf den Mit-

telpunkt des Epizykels. Es war alles äußerst kompliziert.

(Link zur Epizykeltheorie).

 

Hierzu jetzt noch einige Links zu Animationen und Abbildungen.

Hinweis: die Animationen und das Bild stammen aus der astrokramkiste, die die freundlicher-

weise frei zur Verfügung stellt. Vielen Dank dafür.

1. Animation: Planetenschleife (Animation)

2. Geozentrisches Weltbild - noch ohne Epizykel (Bild)

3.) Geozentrisches Weltbild (ohne Epizykel) - Animation

4.) Geozentrisches Welt - Epizykel - Animation

 

 

Heliozentrisches Weltbild (Kopernikus)

 

Auch hier verrät natürlich der Name sofort, dass jetzt die Sonne im

Mittelpunkt des Universums bildet und sich die Planeten um die Sonne

drehen. Der Mond bekommt eine Sonderstellung, da er die Erde um-

kreisen darf.

Hier gilt also:

 

Die Sonne steht im Mittelpunkt. Alle Planten, also auch die Erde,

drehen sich um die Sonne. Der Mond umkreist die Erde.

Weiterhin gibt es folgendes Problem:

Man postulierte immer noch eine „gleichförmige Kreisbewegungen“ für

die Planeten.

 

Somit ist das Weltbild von Kopernikus nicht sehr viel einfacher als das

von Ptolemäus, da es weiterhin reichlich Epizykel braucht, um die

Bewegung der Planenten mit der damaligen Genauigkeit zu erklären.

 

In der folgenden Abbildung fehlen die zahlreichen Epizykel. Es ist nur

der grobe Aufbau erfasst.

Hinweis: die Abbildung stammt wieder aus der astrokramkiste.

Ich suche noch eine Abbildung für Kopernikus mit den Epizykeln (leider bisher ergebnislos)

 

Ein großer Vorteil des neuen Weltbildes war, dass es die Planenten-

schleifen deutlich einfacher erklären konnte.

In folgendem Video wird dies sehr umfangreich erläutert (auch mit einem

Rückblick auf die Erklärung im geozentrischen Weltbild).

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=1nVSzzYCAYk

 

Heliozentrisches Weltbild (Kepler)

 

Kepler hatte sicherlich den Vorteil, dass ihm umfangreiche Messdaten

von Tycho Brahe zur Verfügung standen, um sich ein eigenes Bild von

der Bewegung der Planeten zu machen. Mit Hilfe der Daten ent-

wickelte er die drei Keplersche Gesetze, die sicherlich auch mit zum

Durchbruch zum heliozentrischen Weltbild verholfen haben.

 

Diese drei Gesetze lauten:

1. Gesetz:

Die Planenten bewegen sich auf Ellipsenbahnen, in deren einem

Brennpunkt die Sonne steht.

2.Gesetz:

Der Fahrstrahl, d.h. die Verbindungslinie zwischen Sonne und

Planet, überstreicht in gleichen Zeiten die gleiche Fläche.

3.Gesetz:

Die Quadrate der Umlaufzeiten T1 bzw. T2 zweier Planeten ver-

halten sich wie die dritten Potenzen ihrer großen Halbachse a1

bzw. a2.

 

Für unser weiteres Vorgehen, nämlich die Herleitung des Gravitations-

gesetzes, ist sicherlich das 3.Gesetz das Bedeutenste.

 

Ein paar Erläuterungen zu den Keplerschen Gesetzen sind sicherlich

hilfreich. Zunächst sollte man ein paar Kenntnisse zur Ellipse haben.

In der folgenden Abbildung sehen wir mal eine Ellipse:

Für die Benennungen gilt:

a = große Halbachse (größte Länge vom Mittelpunkt bis zum Rand)

b = kleine Halbachse (kleinste Länge vom Mittelpunkt bis zum Rand)

F = Brennpunkte

x,y = Abstand zwischen einem Punkt auf der Ellipse zu den Brennpunkten

 

Eine wichtige Eigenschaft einer Ellipse ist, dass für alle Punkte auf

der Ellipse die Gleichung  x + y = 2 ∙ a  gilt. Dies nutzt man bei der

Gärtnerkonstruktion einer Ellipse aus.

 

In wikipedia gibt es eine schöne Abbildung, mit der sich alle drei

Gesetze schön erklären lassen.

 

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Keplersche_Gesetze

 

Erläuterung:

 

1.) Die „violette“ und die „grüne“ Bahn sind zwei Ellipsen, auf denen

sich zwei verschiedene Planeten bewegen. Beide haben als gemein-

samen Brennpunkt die Sonne.

 

2.) Beim violetten Planeten findet man grauen Flächen A1 und A2.

Dies sind zwei Flächen gleicher Größe. Die gestrichelte Linie ist der

Fahrstrahl, der jeweils die gleiche Zeit zurückgelegt haben soll.

 

Wichtig: Da gilt A1 = A2 muss der Planet in der Nähe des Brenn-

punktes (also der Sonne) sich schneller bewegen als in größerer

Entfernung, denn die Strecken auf der Bahnkurve sind für die gleiche

Zeit unterschiedlich lang (s. Defintion der Geschwindigkeit).

Kepler macht hier den entscheidenden Schritt weg von der gleich-

förmigen Bewegung, die ja seit Aristoteles postuliert wurde!

 

3.) Für uns am wichtigsten ist, dass es einen Zusammenhang

zwischen den Umlaufdauer T1 und T2 und den großen Halbachsen a1

und a2 gibt.

Wichtig:

Als Gleichung geschrieben gilt:

 

Was bedeutet dies? Die Umlaufdauer und die Entfernung zur Sonne

sind nicht frei wählbar, sondern sie sind über die Konstante k mitein-

ander verbunden.

Es gilt: T2 = k ∙ a3.

Die Konstante wird Keplerkonstante genannt. Diese Beziehung

zwischen der Umlaufdauer T und der Halbachse a besteht für alle

Systeme, bei denen Körper sich um einen massereichen Zentralkörper

bewegen. k hat aber je nach System einen anderen Wert und

muss für jedes System neu bestimmt werden. Man benötigt dafür aber

nur die Umlaufdauer T eines Planeten und die Länge der großen Halb-

achse diese Planeten. Da man praktisch fast immer davon ausgeht,

dass die Ellipse nahezu ein Kreis ist, reicht die Entfernung zum

Zentralkörper aus.

 

Beispiel: Bestimmung der Keplerkonstante für unser Sonnensystem

In unserem Sonnensystem kennen wir am besten unseren eigenen

Planeten, die Erde. Hierfür gilt:

T = 365,26 d = 365,26 ∙ 24 ∙ 3600 s = 31 558 464 s

a = r = 149,6 ∙ 106 km = 149,6 ∙ 109 m

 

Beispielaufgaben

1. Aufgabe

a.) Der Jupiter hat eine mittlere Entfernung von der Sonne von

778,3 ∙ 106 km. Wie groß ist seine Umlaufdauer in Erdjahren?

b.) Nach der Titius-Bode-Reihe müsste es zwischen Mars und

Jupiter einen fiktiven Planeten im Abstand von 2,8 AE (Astro-

nomische Einheit = Abstand Erde-Sonne) geben. Bestimme die

Umlaufdauer dieses fiktiven Planeten.

 

Lösung:

zu a.) Keplerformel benutzen und nach T umstellen

 

zu b.) Lösungsweg wie bei a

 

 

2. Aufgabe

Die Venus hat eine Umlaufdauer von 224,701 Erdtagen. In

welcher Entfernung von der Sonne bewegt sie sich?

 

Lösung:

 

 

3. Aufgabe

a.) Bestimme die Keplersche Konstante für das System Erde-

Mond.

b.) Die ISS umkreist die Erde mit einer mittleren Entfernung von

400 km von der Erdoberfläche. Berechne die Umlaufdauer.

c.) Ein geostationärer Satellit befindet sich bei seiner Bewegung

um die Erde immer über demselben Punkt. In welcher Entfernung

h von der Erdoberfläche muss er sich dann befinden?

 

Lösung:

 

zu a.) Bestimmung wie im Sonnensystem nur mit den Werten des

Mondes ( T = 27,322 d; r = 384 400 km)

zu b.)  Berechnung wie in Nr.1  mit  rErde = 6370 km; r wird vom

Erdmittelpunkt aus gesehen.

 

 

zu c.)  Berechnung wie in Nr. 2; geostationär bedeutet, dass

T = 24 h sein muss, nämlich die Umlaufdauer der Erde

 

 

 

Geschwindigkeitsformel (Kepler)

 

Aus dem 3. Keplerschen Gesetz lässt sich unter der Annahme einer

Kreisbahn auch eine Formel für die Planentengeschwindigkeit

gewinnen, die uns bei der Herleitung des Gravitationsgesetzes noch

von Nutzen sein wird.

Es gilt:

 

Man erkennt, dass die Bahngeschwindigkeit vom Bahnradius r ab-

hängt. Je geringer der Abstand des Planeten zur Sonne ist, um so

schneller muss er sich um die Sonne bewegen.

 

 

Beispielaufgaben

1. Aufgabe

Bestimme die Bahngeschwindigkeit von Erde und Merkur.

 

Lösung:

 

 

2. Aufgabe

Ein Spionagesatellit bewegt sich in einer Höhe von 600 km. Wie

groß ist seine Bahngeschwindigkeit?

 

Lösung:

 

 

 

 

Liste von Links:

 

 

 

 

Nächstes Kapitel: Gravitationsgesetz