Kreisbewegungen

 

Eine Kreisbewegung ist natürlich die Bewegung einer Masse m auf

einer Kreisbahn. Zur Erinnerung: Ein Kreis ist eine Linie, deren Punkt

alle einen festen Abstand r (Radius) zu einem vorgegebenem Punkt

M (Mittelpunkt) haben.

 

Wir wollen uns die einfachste Kreisbewegung ansehen, nämlich die

gleichförmige Kreisbewegung.

 

Gleichförmige Kreisbewegung

 

Definition:

Eine gleichförmige Kreisbewegung liegt vor, wenn sich die Masse m

mit einer betragsmäßig konstanten Bahngeschwindigkeit v auf der

Kreisbahn bewegt.

 

Bahngeschwindigkeit

 

Hier taucht der Begriff „Bahngeschwindigkeit“ auf. Was ist damit ge-

meint? Dies ist natürlich die Geschwindigkeit, die die Masse auf der

Kreisbahn aufweist. Das Besondere bei der Kreisbewegung ist, dass

es jetzt sehr wichtig wird, dass die Geschwindigkeit eine vektorielle

Größe ist, d.h. das jetzt neben der Länge des Vektors (also seinem Be-

trag) auch die Richtung zu beachten ist.

Welche Richtung weist der Vektor auf und wie berechnet sich sein Be-

trag?

Die Richtung des Vektors entspricht der Bewegungsrichtung. Aber in

welche Richtung bewegt sich eine Masse in einem Punkt auf der Kreis-

bahn? Am besten man stellt sich dazu die Umgebung um die Masse

stark vergrößert vor. Dann geht die Krümmung der Kreisbahn immer

mehr in eine Gerade über und wird schließlich zu einer Tangente an

den Kreis in diesem Punkt. Die Bahngeschwindigkeit zeigt also tangen-

tial zur Kreisbahn.

Der Betrag der Bahngeschwindigkeit berechnet sich so wie bisher über

die zurückgelegte Strecke in einen bestimmten Zeitraum:

 

 

 

 

Die Momentangeschwindigkeit wird hier „Bahngeschwindigkeit“ genannt.

Die zurückgelegte Strecke ist hier die Länge des Kreisbogens Δb, der

in der Zeit Δt zurückgelegt wird.

 

Es gilt also:

 

 

 

 

Im Allgemeinen wird die Kreisbewegung mindestens über einen Voll-

kreis gehen, so dass dann gilt:

 

 

 

 

Bei den Formeln wird nur auf den Betrag der Bahngeschwindigkeit ein-

gegangen, der ja bei einer gleichförmigen Kreisbewegung konstant ist,

so dass dann gilt v(t) = v = konstant.

 

Winkelgeschwindigkeit

 

Da die Bahngeschwindigkeit von dem Radius abhängt, wird gerne bei

Kreisbewegungen eine neue Größe eingeführt, die sich Winkelge-

schwindigkeit ω (t) nennt.

 

Für die Winkelgeschwindigkeit ω (t) gilt:

 

 

 

 

Man beachte, dass der zurückgelegte Winkel im Bogenmaß angegeben

wird, so dass für die Einheit gilt:

  

 

 

Für die gleichförmige Kreisbewegung ist natürlich auch ω (t) konstant,

also gilt ω (t) = ω.

 

Gehen wir wieder davon aus, dass mindestens ein Vollkreis über-

strichen wird, kann man ω berechnen mit

 

 

 

Man erkennt sofort, dass es einen Zusammenhang zwischen v und ω

gibt, wenn man sich die Formel für den Vollkreis anschaut.

Es gilt offensichtlich:

 

 

 

 

Frequenz

 

Eine weitere wichtige neue Größe, die bei Kreisbewegungen auftritt, ist

die Frequenz f.

Die Frequenz ist festgelegt mit:

 

  

 

Die Umlaufdauer T ist ja (s.oben) die Zeitdauer für das Durchlaufen

eines vollenKreises. Wenn man also n Umläufe in der Zeit t hat, ergibt

sich folgender Zusammenhang:

 

 

 

Die Bahngeschwindigkeit und Winkelgeschwindigkeit lassen sich mit f

jetzt also auch so schreiben:

 

 

 

 

Radialkraft oder Zentripetalkraft

 

Wir kommen jetzt zum zentralen Punkt bei der Kreisbewegung, nämlich

der Zentripetalkraft. Diese Kraft ist dafür verantwortlich, dass die Masse

auf die Kreisbahn gezwungen wird.

Nach dem ersten Newtonschen Axiom, dem Trägheitssatz, bleibt ein

Körper, wenn keine Kraft auf ihn einwirkt, in Ruhe oder in einer gerad-

linigen gleichförmigen Bewegung. Bei der Kreisbewegung, die ja nicht

zu den Bewegungsformen aus dem Trägheitssatz gehört, muss also

eine Kraft herrschen.

Gleichzeitig gilt natürlich auch das zweite Newtonsche Axiom, das einen

Zusammenhang zwischen der Kraft und der Beschleunigung aufstellt:

eine Kraft führt immer zu einer Beschleunigung. Es gilt:

 

 

 

 

Wenn es also nach 1.Newtonschen Axiom eine Kraft gibt, dann muss

bei der gleichförmigen Kreisbewegung nach dem 2.Axiom eine Be-

schleunigung vorliegen. Dies hört sich zunächst merkwürdig an, da

doch die Bahngeschwindigkeit konstant bleibt. Eine Beschleunigung

liegt doch erst vor, wenn sich die Geschwindigkeit mit der Zeit ändert.

Dies sieht zunächst nach einem Widerspruch aus.

Jetzt wird es besonders wichtig, dass die Geschwindigkeit eine vek-

torielle Größe ist, also eine Größe, bei der auch die Richtung wichtig ist

und nicht nur ihr Betrag. Ändert sich die Geschwindigkeitsrichtung,

dann ist dies auch eine Änderung der Geschwindigkeit, nämlich des

Geschwindigkeitsvektors. Bei der Kreisbewegung ändert sich laufend

die Richtung des Geschwindigkeitsvektors, da er ja immer tangential

zum Kreis zeigt.

Aus diesen Überlegungen kann man auf theoretischem Weg eine

Formel für die Beschleunigung, die hier Zentripetalbeschleunigung az

genannt wird, herleiten.

 

Wir wollen einen praktischen Weg wählen, da uns im Allgemeinen an

dieser Stelle noch die Vektorrechnung fehlt. Praktisch heißt, dass wir

die Abhängigkeit der Zentripetalbeschleunigung von verschiedenen

Größen untersuchen und aus den Ergebnissen der Messungen eine

Formel für az aufstellen.

 

Versuche zur Zentripetal- bzw. Radialbeschleunigung

Wir benutzen für unsere Versuche das Handy. Jedes Handy besitzt für

die Lagebestimmung im Raum einen Beschleunigungssensor. Die

Daten dieses Sensors können über Apps ausgelesen werden. Eine sehr

bekannte App ist „phyphox von der RWTH Aachen.

Man braucht jetzt nur noch einen Motor, dessen Drehzahl geändert

werden kann. Dieser Motor treibt direkt oder indirekt einen Aufbau an,

der aus einer Schiene besteht, die im Kreis gedreht werden kann. Auf

dieser Schiene wird das Handy sicher befestigt. Also ein ziemlich ein-

facher Aufbau, den man z. Bsp. auch zu Hause mit einer Bohrmaschine

durchführen könnte.

 

Messergebnisse:

1.) a in Abhängigkeit von T, r bleibt konstant

T wird mit einer normalen Stoppuhr z.B. vom Handy gemessen. a wird

in der App. abgelesen, am besten als Mittelwert aller Messungen oder

als Mittelwert im Diagramm.

Eine Auswertung mit Excel ergibt: a gegen T gibt eine gekrümmte Linie

(Hyperbelmäßig); a gegen 1/T2 ergibt die Ursprungsgerade, also ist a

proportional zu1/T2.

 

 

 

2.) a in Abhängigkeit von r, T bleibt konstant

 

r muss von der Drehachse bis zum Mittelpunkt des Handys gemessen

werden, da der Beschleunigungssensor genau in der Mitte des Handys

angebracht ist. Die Drehzahl wird konstant einstellt.

 

a ist also proportional zu r, da beim Auftrag sofort eine Ursprungsgerade auftritt.

 

Wie üblich werden die Einzelabhängigkeiten durch Produktbildung zu-

sammengeführt.

Es gilt also zusammenfassend:

 

 

 

 

 

Es bleibt jetzt noch übrig, die Proportionalitätskonstante k zu bestim-

men. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Wir wählen hierzu die zweite Messreihe. Aus der zweiten Messreihe

ergibt sich: a = kr · r, wobei kr = k/T2 ist. Es gilt also:

 

 

 

 

Da es sich um Versuchsergebnisse handelt, erhält man natürlich nicht

den exakt richtigen Wert für die Konstante k. Dies wäre nur mit der the-

oretischen Herleitung möglich.

Wir halten also fest:

 

 

 

 

Mit der Grundgleichung der Mechanik und dem obigen Ergebnis für a gilt also:

 

 

 

Für den Betrag der Zentripetalkraft F gelten also obige Formeln. Die

Kraft ist aber eine vektorielle Größe, muss somit also eine Richtung

haben, die der Richtung der Beschleunigung entspricht ( s. Grund-

gleichung der Mechanik).

Welche Richtung liegt nun vor? Da wir uns hier nur mit der gleich-

förmigen Kreisbewegung beschäftigen, bei der ja der Geschwindigkeits-

betrag sich nicht ändert, muss die Kraft senkrecht zu v zeigen, sonst

würde die Kraft zu einer Veränderung des Betrages der Geschwindig-

keit führen.

Die Kraft muss also senkrecht zum Geschwindigkeitsvektor zeigen

und ist so gerichtet, dass der Körper auf die Kreisbahn gezwungen

wird. Da bleibt nur die radiale Richtung übrig, d.h. die Kraft zeigt radial

zum Mittelpunkt des Kreises.

 

Hier noch einmal eine Zusammenfassung in einer Abbildung:

 

 

 

Beispielaufgaben

 

1. Beispielaufgabe: Bewegung des Mondes um die Erde

Daten:

- mittlere Entfernung des Mondes von der Erde:

  384400 km = 3,844 ∙ 108 m

- siderische Umlaufzeit um die Erde: 27,32 d = 2 360 448 s

- Masse: 7,35 ∙ 1022 kg

 

Berechnungen:

 

 

2. Beispielaufgabe: Musikexpress

Der Musikexpress ist ein Fahrgeschäft auf einer Kirmes. Der

Abstand der Sitze zur Drehachse betrage im Mittel 6,5 m. Die

Umlaufdauer einer Rückwärtsfahrt mit großer Geschwindigkeit

betrage 4 s.

Berechne v, ω, a und F.

 

Berechnungen:

 

 

Video zur Aufgabe:

Quelle (Ausschnitt aus): Musik Express  -(Rückwärtsfahrt) - YouTube

 

 

 

 

 

 

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Übungsaufgaben (in Arbeit)