Glühemission

 

Versuch zur Glühemission

 

Wir sehen uns zunächst einen Versuch zur Glühemission (Edison-Effekt, Glühelektrischer Effekt, Richardson-Effekt) an.

Benno Köhler hat hierzu ein schönes Video produziert, in dem er

den Schulversuch einmal mit der „vor kurzem noch üblichen“ Leybold-

Röhre durchführt. Im Folgenden findet man einen Ausschnitt aus

dem Video mit den wichtigsten Ergebnissen. Die Messungen haben

aber nur qualitativ stattgefunden. Weiter unten findet man auch aus-

führliche Messwerte, die von mir aufgenommen wurden.

 

Video:

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=ej6Bbk8o0ss  (Ausschnitt)

 

Hier sieht man noch einmal den Aufbau mit der Benennung der

Geräte.

 

 

 

Leider hat H. Köhler nicht die Heizspannung gemessen.

 

Die Leyboldröhre ist sehr einfach aufgebaut. Sie besteht nur aus

einem evakuierten Glaskolben, in den zwei Metallplatten (Kathode

und Anode) eingelassen sind. Vor der Kathode befindet sich der

Heizdraht.

 

Folgende Abbildung zeigt diesen einfachen Aufbau.

 

 

Wir fassen einmal die wichtigsten Ergebnisse des Versuches zusam-

men.

 

 

Ergebnisse des Versuches

 

1.) Nur wenn der Glühdraht (negativ) beheizt wird, kann man

einen Stromfluss zwischen Kathode und Anode feststellen.

2.) Wird nicht beheizt, findet kein Stromfluss statt.

3.) Wird anders gepolt (Glühdraht positiv), gibt es auch keinen

Stromfluss.

 

 

Interpretation der Ergebnisse:

Aus 3.) geht hervor, dass der Stromfluss durch negative Ladungs-

träger, also Elektronen, stattfinden muss. Diese Elektronen treten in

der Röhre nur auf, wenn der Glühdraht beheizt (1.+ 2.) wird.

Hinweis: Da nur eine Stromrichtung durchgelassen wird, kann man den Aufbau als Gleich-

richter (Diode) benutzen.

 

 

Glühemission

Wenn aus erhitzten Materialien Elektronen austreten, spricht man von Glühemission.

 

 

In der Abbildung ist eine Schaltskizze des Versuches dargestellt,

wenn man den Versuch im Unterricht durchführen möchte.

 

 

Messergebnisse

 

Zur genaueren Untersuchung der Glühemission wurden von mir fol-

gende Messwerte aufgenommen und mit Excel ausgewertet.

 

 

Messwerte:

1. Messung: UH = 4,5 V; 2. Messung: UH = 5 V;

3. Messung: UH = 5,5 V; 1. Messung: UH = 6 V; 

I wird in µA und UB in V gemessen

 

UB

0

5

10

20

30

40

50

80

100

150

200

250

280

I1

0,3

2,0

3,7

5,3

6,0

6,7

7,0

7,1

7,3

8,0

8,5

8,8

8,9

I2

0,9

6,2

12,2

19,6

23,1

25,8

26,6

29,1

29,2

31,3

32,3

34,2

34,4

I3

1,8

9,3

20,7

44,4

56,5

68

74,9

82,5

85,0

93,5

97,0

100

99

I4

2,2

13,2

31,1

70

104,4

136,4

162

207

222

237

245

246

250

 

Graphische Darstellung:

 

 

 

Man erkennt sofort, dass die Kurven sich in der Form sehr ähneln.

Die folgende Graphik zeigt die wichtigen Teile der Messkurve.

Quelle: https://lp.uni-goettingen.de/get/text/4256

 

Man sieht zunächst einen leichten Anstieg. Dann kommt ein ziemlich

geradliniger Verlauf und am Schluss entwickelt sich ein Plateau, auf

dem die Stromstärke sich kaum noch ändert.

Im negativen Bereich gibt es leider von mir keine Messungen. Man er-

kennt dort einen langsamen Anstieg, der durch eine Exponentialfunk-

tion beschrieben werden kann. Dann erfolgt der lineare Bereich, für

den die Langmuir-Schottky-Raumladungsgleichung gilt. Nach ihr be-

steht eine Proportionalität zu U1,5. Auch für die Sättigungsspannung

und die Sättigungsstromstärke gibt es Gleichungen, die man in der

einschlägigen Literatur (Bergmann-Schäffer) nachlesen kann.

 

Erklärung der Messkurve

 

Wir wollen den Verlauf hier vor allem erklären.

Hierzu gibt es zunächst ein paar allgemeine Bemerkungen.

 

Elektronenwolke (Anode neutral):

Als Heizdrähte werden Metalle benutzt. In diesen Metallen gibt es

freie Elektronen, die sich also vom Atom gelöst haben. Daher ist

ja Stromfluss in Metallen möglich. Diese freien Elektronen verlassen

aber nicht einfach das Metall über die Oberfläche, weil dann ja eine

positive Ladung im Metall zurückbliebe. Die elektrischen Anziehungs-

kräfte verhindern dies. Man sagt: „Es muss eine gewisse Energie auf-

gewandt werden, damit die Elektronen das Material verlassen“. Diese

Energie wird Austrittarbeit WA genannt. Diese Austrittsarbeit hängt

vom Material ab. Es hat sich eingebürgert WA in der Einheit

„Elektronenvolt“ anzugeben. Es gilt dabei:

 

 

Definition: Elektronenvolt

 

Durchläuft ein Elektron in einem elektrischen Feld eine

Beschleunigungsspannung von 1 Volt, hat es eine kinetische Energie von 1 eV (Elektronenvolt) gewonnen.

1 eV entspricht somit 1,602 ∙ 10−19 J; 1 eV = 1,602 ∙ 10−19 J

 

 

      Hinweis (Beschleunigungskondensator): Ekin = Q ∙ U = e ∙ 1 V = 1,602 ∙ 10−19 J

 

Beispiele für einige Austrittsarbeiten:

Wolfram 4,53 eV; Aluminium 4,20 eV; Barium 2,52 eV, Cäsium 1,94 eV

Eine besonders geringes Austrittarbeit von 1 eV weist Bariumoxid auf.

deshalb werden die Heizdrähte häufig mit BaO ummantelt.

 

Diese Energie WA muss mindestens aufgewandt werden, damit die

Elektronen austreten können. Die tatsächliche Energieaufnahme

durch die thermische Anregung kann aber ganz unterschiedlich sein

und ergibt eine gewisse Geschwindigkeitsverteilung der emittierten

Elektronen.

Die Elektronen umgeben den Glühdraht dann als Elektronenwolke

und bilden eine Raumladungszone, in der in bestimmten Bereichen

die Elektronendichte groß ist und in anderen geringer, je nachdem wieviel Energie aufgenommen wurde. Man vergleicht den Prozess

der Elektronenemission (Glühemission) häufig mit dem Verdunstungs-

bzw. Verdampfungsprozess von erwärmtem Wasser und spricht von

„Elektronenverdampfung“. Die Elektronen haben aufgrund der

Ladungsverhältnisse (positive Atomrümpfe im Metall bleiben zurück,

negative Ladung der Elektronen) die Tendenz sich wieder in das

Metall zurückzubewegen. Es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen

austretenden und eintretenden Elektronen ein, so dass die Anzahl

der Elektronen in der Elektronenwolke bei fester Heizspannung in

etwa immer gleich groß ist. Wegen der Ladungsunterschiede baut

sich zwischen Kathode und Elektronenwolke ein elektrisches Feld E1

auf.

 

Elektronenwolke (Anode positiv):

Wird die Anode positiv geladen, baut sich neben dem ersten elektri-

schen Feld ein zweites elektrisches Feld E2 zwischen Elektronen-

wolke und Anode auf. Die Feldlinien enden dabei auf den Elektronen

der Elektronenwolke. Dieses elektrische Feld ist so ausgerichtet, dass

es die Elektronen zur Anode beschleunigt, so dass sie an der Anode

als elektrischer Strom abfließen können. Die Stromstärke dieses

Stromes wird übrigens mit dem Amperemeter gemessen.

 

Die Verhältnisse sehen schematisch in etwa folgendermaßen aus.

 

 

Es „konkurrieren“ praktisch zwei elektrische Felder miteinander um

die ausgetretenen Elektronen.

Hinweis: Es handelt sich nicht um homogene Felder!

 

Anlaufstrombereich

Hierunter versteht man den Teil der Kurve, der im Negativen verläuft.

Dies bedeutet, dass dann die Anode negativ geladen ist. Man erkennt

dann trotz des abbremsenden elektrischen Feldes einen Stromfluss

an der Anode.

Erklärung:

Da die Geschwindigkeitsverteilung der austretenden Elektronen sehr

unterschiedlich sein kann, gibt es auch Elektronen mit großen Ge-

schwindigkeiten, die das abbremsende Feld überwinden können und

dann als Strom zur Erde abfließen.

 

Raumladungsbereich

Die Anode ist jetzt positiv geladen. Das Feld E2 zieht Elektronen aus

der Elektronenwolke ab, die dann vom Heizdraht nachgeliefert werden.

Je höher die positive Spannung, desto stärker wird das abziehende

elektrische Feld E2. Es werden immer mehr Elektronen aus der Wolke

zur Anode beschleunigt. Dieser Abzug erfolgt linear zum Anstieg der

Spannung. Die Elektronenwolke wird immer mehr ausgedünnt. Die

Elektronenwolke schirmt nicht mehr die Kathode ab, so dass immer

mehr Feldlinien auf der Kathode enden und die Elektronen direkt

zur Anode abgezogen werden können.

 

Sättigungsbereich

Irgendwann ist die Spannung und somit das elektrische Feld E2 so

groß, dass sich die Elektronenwolke aufgelöst hat und alle Feldlinien

auf der Kathode enden, d.h. die austretenden Elektronen werden

sofort nach dem Austritt abgesaugt. Da die Anzahl der austretenden

Elektronen konstant ist, ist auch die Anzahl der auf der Anode auf-

treffenden Elektronen konstant. Es stellt sich eine feste Stromstärke

ein. Diese Stromstärke muss natürlich mit der Erhöhung der Heiz-

spannung zunehmen, da dann eine größere thermische Energie zur

Verfügung steht und mehr Elektronen das Metall verlassen können.

 

Linkliste:

 

 

Wikipedia-Artikel:

- Edison-Richardson-Effekt – Wikipedia

- Glühkathode – Wikipedia

- Raumladung – Wikipedia

 

Leybold-Informationen zur Röhre

- z.Z. verwendete Röhre

- Versuchsreihe 1

- Versuchsreihe 2

 

Artikel zur Vakuumröhre als Diode

- LP – Kennlinie der Vakuumdiode (uni-goettingen.de)

 

Video

- Gesamtvideo Benno Köhler

Physik LK 8 - Glühelektrischer Effekt - YouTube

 

zum Abschnitt:  − Versuchsaufbau        − Schaltskizze      − Versuchsergebnisse

                         − Messergebnisse        − Kurvenverlauf    − Erklärung: Elektronenwolke

                         − Erklärung: Kurvenverlauf

 

 

- Kapitel „Plattenkondensator“

 

- Kapitel „Ablenkkondensator“

 

- Anwendungen des Ablenkkondensators: Oszilloskop

 

 

- Übersicht „Felder“