Anwendung des Ablenkkondensators

                                     Braunsche Röhre

 

Der Ablenkkondensator wird vor allem im Oszilloskop benutzt. Dieses

Oszilloskop besitzt zusätzlich eine Vorrichtung zur Erzeugung der

Elektronen, die dann anschließend beschleunigt und abgelenkt wer-

den.

Ein evakuierter Glaskörper, der eine Einrichtung zur Erzeugung von

Elektronen und eine Ablenkvorrichtung für diese Elektronen besitzt,

wird nach seinem Erfinder Braunsche Röhre genannt. Die Röhre

wurde von Ferdinand Braun Ende des 19. Jhd. erfunden und findet vor

allem im Oszilloskop als auch als Bildröhre in alten Fernsehern ihre

Anwendung.

 

                                Elektronenkanone

 

In einer „Elektronenkanone“ findet die Erzeugung der Elektronen und

deren Beschleunigung statt. Der Aufbau einer Elektronenkanone wird

zunächst an einer Abbildung erläutert.

 

         

                                                                          Abb. 1:

                                                                      Quelle: https://virtuelle-experimente.de/index.php

 

Man erkennt zunächst eine Glasröhre (braun), in der sich der ganze

Aufbau befindet. Diese Glasröhre besitzt ein Vakuum, damit die Be-

wegung der erzeugten Elektronen nicht durch Streuung an Luftmole-

külen gestört wird.

Die Erzeugung der freien Elektronen im Vakuum geschieht durch die

Glühwendel. Durch die Erwärmung der Wendel wird so viel Energie

zugeführt, dass die „freien“ Elektronen aus dem Metall austreten

können und als Elektronenwolke die Glühwendel umgeben. Man

spricht von der Glühemission (Extra-Kapitel hier).

Der Wehneltzylinder ist negativ geladen, so dass die negativen Elek-

tronen aufgrund der Abstoßung in der Mitte des Zylinders fokussiert

werden. Außerdem kann man mit dem Wehneltzylinder die „Stärke“

des Elektronenstrahls verändern. Wenn eine geringe Spannung an-

liegt, können viele Elektronen den Wehneltzylinder verlassen. Bei

großer Spannung sind es nur wenige. Je höher die Wehneltspannung

ist, desto „dünner“ wird der Elektronenstrahl. Bei sehr hohen Span-

nungen wird der Elektronenaustritt verhindert.

Damit die Elektronen überhaupt aus dem Wehneltzylinder durch die

Öffnung austreten, wird an eine Metallscheibe, die Lochanode, eine

hohe positive Spannung angelegt. Der Aufbau ähnelt jetzt sehr einem

Beschleunigungskondensators, der aus der negativen Platte des

Wehneltzylinders und der positiven Platte der Lochanode besteht.

Innerhalb des elektrischen Feldes zwischen Wehneltzylinder und

Lochanode findet die Beschleunigung der Elektronen statt, die dann

wegen der Fokussierung und der Symmetrie der Anode als Elektro-

nenstrahl durch das Loch der Anode die Elektronenkanone verlassen

und rechts auf einem Leuchtschirm auftreffen, auf dem die Elektronen

einen Lichtfleck hinterlassen. Auf dem Leuchtschirm wird die kine-

tische Energie der Elektronen durch die Abbremsung in „Lichtenergie“

umgewandelt.

Hinweis: Die Beschleunigung ist hier vereinfacht dargestellt. Eigentlich greift das E-Feld durch die

Wehneltzylinderöffnung auf die Elektronenwolke zu. In dieser Abbildung (Querschnitt) von Wikipedia

wird dies deutlicher.

                  

                                                                           Abb. 2:

                                   Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wehneltzylinder#/media/Datei:Elektronenkanone_mit_Wehneltzylinder.svg

 

                                       Oszilloskop

 

Zum Beschleunigungskondensator der Elektronenkanone kommen

im Oszilloskop noch zwei Ablenkkondensatoren hinzu, die senkrecht

zueinander ausgerichtet sind (s. Abb.)

 

 

 

                                                                       Abb.3:

                                                     Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Oszilloskop#/media/Datei:Oszilloskopschema.PNG

 

Diese Abbildung ist nur recht grob. Eine etwas ausführlichere Abbil-

dung sieht man im Folgenden.

        

                                                                           Abb.4:

 

Man erkennt, dass das Strahlensystem in der technischen Ausreifung

eigentlich deutlich komplexer ist als in der Abb.3.

 

In der nächsten Abbildung sieht man noch einmal die technische Aus-

arbeitung des Strahlensystems in der Realität.

 

 

                       

                                                                               Abb. 5:

                           Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/40/D13-27_GH_%CC%A0_T_Oscilloscope_CRT_11.jpg

 

Auch die Ablenkplatten sehen in der technischen Ausführung eher wie

„Sprachrohre“ aus. Hier ein paar Beispiele.

 

                      

                                                                          Abb.6:

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/%D0%A4%D0%BE%D1%80%D0%BC%D0%B0_%D0%BF%D0%BB%D0%

            B0%D1%81%D1%82%D0%B8%D0%BD_%D0%AD%D0%9B%D0%A2.svg

 

                           Messungen mit dem Oszilloskop

 

Das Oszilloskop ist als Messgerät für schnell sich ändernde Span-nungsverläufe gedacht. Hierzu schauen wir uns zunächst einmal den

Spannungsverlauf bei den horizontalen Ablenkplatten an. Dies ist der

Ablenkkondensator, der in den Abbildungen 3. und 4. näher am

Leuchtschirm liegt. Man könnte sie x-Platten nennen, weil sie in einem

Koordinatensystem der x-Achse entsprechen.

Daneben gibt es die y-Platten, die für die vertikale Ablenkung sorgen.

Diese liegen horizontal (s.Abb.)

 

                    

Abb. 7

 

Zunächst also zu den x-Platten. Folgende Abbildung zeigt den Span-

nungsverlauf an den Platten und die Auswirkungen auf den Elektro-

nenstrahl bzw. den Leuchtpunkt auf dem Schirm.

 

Abb.8

 

Erläuterung: eine der Platten ist geerdet, nur die andere Platte wird ge-

laden. Es wird eine sogenannte Sägezahnspannung angelegt, d.h.

die Spannung steigt zunächst linear vom negativen Maximalwert auf

einen positiven Maximalwert. Vom positiven Maximalwert fällt sie dann

in einem sehr kurzen Zeitraum (hier idealisiert t = 0 s) wieder auf den negativen Anfangswert. Das Ganze wiederholt sich dann.

Bei „1“ ist die rechte Platte also maximal negativ geladen. Da die

Elektronen ebenfalls negativ sind, befinden sie sich also extrem weit

links. Der Punkt wandert dann ganz gleichförmig von links nach rechts.

Beim rapiden Abfall wird der Wehneltzylinder stark negativ geladen,

so dass keine Elektronen mehr austreten und die Wanderung des

Leuchtpunktes erst bei „1“ wieder von links nach rechts erfolgen kann.

 

Wie sieht es jetzt an der y-Platte aus. Wir gehen einmal von einer

Sinusspannung aus.

 

Abb.9

 

Es sind wieder Zahlen eingetragen, die der gleichen Zeit entsprechen.

Bei „1“, „3“ und „5“ liegt keine Spannung an, so dass die obere Platte

wie die untere Platte neutral ist. Der Elektronenstrahl trifft in der Mitte

des Leuchtschirms auf. Bei „2“ haben wir die maximale positive, bei „4“

die maximale negative Ladung, so dass sich „2“ oben und „4“ unten

auf dem Schirm befindet. Der Leuchtpunkt wandert also immer von

oben nach unten. Bei den Maximalwerten ist die Bewegung verlang-

samt, da dort die Steigung der Sinuskurve geringer ist als bei den

neutralen Zuständen.

 

Jetzt kombinieren wir beide Spannungen und erhalten die überlagerte

Bewegung, nämlich die Sinuskurve als Bild auf dem Leuchtschirm.

Man erhält also ein Bild der an den y-Platten anliegenden Spannung.

Die Rauf- und Runterbewegung (Abb.9) wird also durch die lineare

Bewegung von links nach rechts (Abb.8) auseinandergezogen.

Hinweis: es liegt die gleiche Zeitspanne T vor

 

Abb. 10

 

In folgendem Videoausschnitt sieht man den Ablauf noch einmal

als schöne Animation.

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=2tPPwySsAdg  (Ausschnitt)

 

Lissajous-Figuren

 

Man kann statt der Sägezahnspannung auch eine andere harmon-ische Schwingung an den x-Platten anlegen. Man erhält dann die

Lissajous-Figuren. Diese machen Aussagen über das Verhältnis der Spannungsfrequenzen und der Phasenlage.

Zunächst wieder die Erläuterung anhand einer Abbildung. Es wird

hier eine Sinusspannung mit der Frequenz f mit einer Sinusspannung

doppelter Frequenz 2∙f kombiniert. Die Sägezahnspannung ist abge-

schaltet und durch 2∙f ersetzt worden.

 

 

         

 

Oben sieht man die einzelnen Ablenkungen, wenn diese alleine am

Oszilloskop anliegen. Unten dann das Bild bei gleichzeitiger Anlage

der Spannungen. Es geben sich recht komplexe Figuren, aus denen

man das Frequenzverhältnis und/oder die Phasenlage (Phasenver-

schiebung) erkennen kann.

 

Im Folgenden noch einige weitere Beispiele von Figuren auf dem

Oszilloskop mit Angabe der Frequenz und Phasenverschiebung.

 

 

x(t) = sin(t);

y(t) = sin(t)

 

         x(t) = sin(t+π/2);

         y(t) = sin(t)

 

         x(t) = sin(2∙t);

         y(t) = sin(t)

 

         x(t) = sin(2∙t+π/2);

         y(t) = sin(t)

 

         x(t) = sin(3∙t);

         y(t) = sin(t)

 

         x(t) = sin(4∙t);

         y(t) = sin(t)

 

Hinweis: die Figuren lassen sich ziemlich schnell bei „mathematica“ mit der Funktion

ParametricPlot“ zeichnen.

 

Schulversuch:

Im Unterricht muss man bei einem Oszilloskop die Horizontalablenk-

ung ausschalten (z.Bsp. mit „Horizontal extern“ ein) und dann an die

beiden Eingänge zwei Sinusgeneratoren anschließen, die dann die

passenden Sinusspannungen liefern. In der Abbildung sieht man mal

einen Aufbau aus meinem Unterricht.

 

 

Linkliste:

 

1.) Das Oszilloskop - YouTube

Video zum Aufbau des Oszilloskops mit Er-

klärung der Messeigenschaft (Ausschnitt im

Text)

2.) Abitur Physik Nachhilfe - Die Braunsche Röhre - YouTube

Vorstellung der einfachen Röhre von Ley-

bold, die nur eine horizontale Ablenkung

aufweist; es liegt hier kein Vakuum vor,

sondern die Röhre ist mit Neon gefüllt

Hinweis: sowohl hier als auch im Video von

simpleclub (bringt nichts Neues) wird der

Fehler gemacht, dass diese Röhre als Bild-

röhre für alte Fernseher genannt wird. Die

Ablenkung in Bildröhren geschieht aber

durch Magnetfelder

3.) Physik LK 9 - Die Elektronenstrahlablenkröhre - YouTube

Mal wieder ein sehr schönes Video von Benno Köhler zur zweiten Leyboldröhre,

die Ablenkplatten mit einer vertikalen Ab-

lenkung enthalten. Kann sehr gut auch im

Kapitel „Ablenkkondensator“ benutzt werden.

Magnetische Ablenkung übergehen, passt

hier nicht.

Hinweis: in 2.) und 3.) werden die Röhren

 benutzt, die auch häufig im Schulunterricht

Anwendung finden.

 

 

4.) : https://virtuelle-experimente.de/index.php

Seite mit vielen Animationen zur Bewegung

von Elektronen in E- und B-Feldern

5.) #48: Grundlagen von Lissajous-Mustern auf einem Oszilloskop - YouTube

Video (englisch) zu Lissajous-Figuren

6.) Sandpendel - Lissajous-Muster - Teil eins // Hausgemachte Wissenschaft mit Bruce Yeany - YouTube

sehr schönes Video zum Bau eines Sand-

pendels zur Demonstration von Lissajous-Figuren.