Experimentelle Herleitung des Coulombschen Gesetzes

 

Überblick

 

Bevor wir die Experimente im Detail besprechen, gebe ich kurz einen

Überblick über die experimentellen Möglichkeiten.

1. Fall:

Historisch wurde das Coulombsche Gesetz mittels einer Drehwaage

gefunden. Dieser Versuch ähnelt also extrem dem Versuch zur Be-

stimmung der Gravitationskonstanten. Die Verdrillung des Aufhänge-

fadens ist dann ein Maß für die auftretende Kraft.

2. Fall:.

Wenn man ganz auf aufwendige Gerätschaften verzichten will, wählt

man eine große geladene Konduktorkugel, der eine kleine geladene

Alukugel gegenübersteht. Diese Alukugel hängt bifilar an einem sehr

langem Faden. Hier lässt sich aus der Ablenkung der aufgehängten

Alukugel die Kraft bestimmen.

3. Fall:

In den beiden letzten Fällen werden aufwendige Gerätschaften der

Firmen Leybold bzw. Phywe verwendet.

Leybold liefert einen Kraftmesser, mit dem man sich die Kräfte direkt

messen lassen.

4. Fall:

Die Firma Phywe liefert ein Elektrofeldmeter, mit dem zunächst die

elektrische Feldstärke gemessen wird. Das Elektrofeldmeter taucht

schon bei der Bestimmung der Feldstärke im Plattenkondensator auf.

 

Vorstellung der Experimente im Detail

1.Fall: Drehwaage

Im Prinzip wird die Abstoßungskraft durch die Verdrillung eines Torsionsdrahtes bestimmt. Je stärker die Verdrillung, desto größer

die Kräfte. Die Verdrillung konnte man bei Coulomb an einer äußeren Skala ablesen. Bei modernen Aufbauten wird ein Laserstrahl von einem Spiegel reflektiert und die Projektion des Lichtstrahles auf

einem Lineal bestimmt. Hiermit lassen sich auch schon kleine Ver-

drillungen messen.

Im Folgenden sieht man einmal Abbildungen, die offensichtlich den

Originalaufbau von Coulomb zeigen sollen.

 

 

Quelle: Bcoulomb - Coulombsches Gesetz – Wikipedia

 

Quelle: Coulombsche.Drehwaage.Nachbau - Drehwaage – Wikipedia

 

Trotz einer ausführlichen Recherche war es mir nicht möglich heraus-

zufinden, wie die Messungen von Coulomb genau vorgenommen

wurden. Das Torsionsmikrometer scheint hierbei eine Art „Vorspan-

nung“ zu machen, die ablesbar ist. Am ehesten scheint mir noch fol-

gendes Video das Messverfahren wiederzugeben.

 

         Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=fC7tubMPths

 

Die genauste Beschreibung der Waage findet man in diesem Video oder unter dem Link: Coulomb'sche Drehwaage - Institut Physik - Europa-Universität Flensburg (EUF) (uni-flensburg.de)

Folgende zwei Videos zeigen einmal moderne Varianten der Dreh-

waage.

 

 

            Quelle: Coulomb-Kraft Experiment (youtube.com)

 

Quelle: 6.1.21 Coulombsches Gesetz mit Drehwaage (youtube.com)

 

In allen Fällen werden nur wenige Messungen durchgeführt.

Herr Matzdorf verzichtet sogar vollständig auf quantitative Messungen

aufgrund von Influenzwirkungen, obwohl diese wohl nur bei geringen

Abständen eine große Fehlerquelle darstellen, wie in folgender

Quelle ausgeführt wird.

Der folgende Link enthält eine vollständige Versuchsbeschreibung der

Uni Freiburg.

 

2.Fall: bifilare Alukugel mit Messwerten

Ein Versuch, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist der Auf-

bau mit bifilarer Alukugel und großer Konduktorkugel.

Der Aufbau hat in etwa folgendes Aussehen (leider habe ich kein Photo vom

Aufbau):

 

Einer großen Konduktorkugel steht eine kleine Alukugel gegenüber.

Die Alukugel ist an einem ziemlich langen Kunststofffaden bifilar auf

gehängt und kann somit ausgelenkt werden.

Man geht von einer geringen Auslenkung α aus ( in der Abbildung übertrieben

groß). In diesem Fall ist der Kreisbogen nicht sehr ausgeprägt und man

kann in guter Näherung davon ausgehen, dass sich die Alukugel

horizontal bewegt ( bei großen Winkeln s. Link)

Für die Kräfte gilt dann folgendes Kräfteparallelogramm:

 

 

 

 

Der Faden stellt sich so ein, dass die re-

sultierende Kraft FR aus elektrischer Feld-

kraft FE und Gewichtskraft FG entlang des

Fadens zieht.

 

Für FE gilt dann:

 

 

 

Wenn wir jetzt also das Gesetz von Coulomb bestätigen wollen, kön-

nen wir „x“ anstelle von „FE“ wählen. Dann messen wir noch mit einem

Lineal den Abstand der Kugelmittelpunkte und erhalten „r“.

Diese Messwerte können dann z.B. mit Excel ausgewertet werden.

Wichtig ist es, schnell zu messen oder immer wieder beide Kugeln für

jede Messung mit gleicher Ladungsmenge neu zu laden. Da die Kraft

natürlich auch von der Ladungsmenge der Kugeln abhängt, darf dieser

Wert keinen Einfluss auf die Abstandsmessung nehmen.

Im Folgenden werten wir Messwerte aus, die von mir gemessen wurden. In der Höhe der Kugelmittelpunkte befand sich hierbei ein

Lineal, mit dem die Positionen der Kugeln bestimmt werden konnten.

Zu Beginn der Messung befand sich die Konduktorkugel auf Position

35 cm und die Alukugel auf Position 40 cm. Die Kugeln werden jetzt

gleichnamig geladen (man kann z.B. die Konduktorkugel mit der Alukugel berühren).

Jetzt bewegt sich die Alukugel auf Position 47 cm. Danach schiebt

man die Konduktorkugel schrittweise weg von der Alukugel. Der Ab-

stand zwischen den Kugeln wird also größer. Die Alukugel nimmt eine

geringer Auslenkung an (also eine Position zwischen 40 cm und 47 cm).

Er ergaben sich folgende Messwerte für die Positionen

 

Kond.

35

33

31

28,5

25,5

18,5

14

Alu

47

46

45

44

43

42

41

 

Aus den Positionen gewinnen wir jetzt zunächst die Ablenkung x und

den Abstand r. Ich berechne auch gleich 1/r2, weil im Diagramm da-

gegen aufgetragen werden wird.

 

x

7

6

5

4

3

2

1

r

12

13

14

15,5

17,5

23,5

27

1/r2

0,0069

0,0059

0,0051

0,0042

0,0033

0,0018

0,0014

 

Die Auswertung mit Excel ergibt:

 

 

 

 

Wir erhalten also im Einklang mit dem Coulombschen Gesetz eine

Abhängigkeit von 1/r2.

In folgendem Video wird dieser Versuch vorgestellt. Allerdings ist der

Faden (für meinen Geschmack) zu kurz gewählt.

 

Quelle: Experiment: Coulomb Force (youtube.com)

 

In folgendem Video findet man einen ganz ungewöhnlichen Aufbau

Uni Tübingen mit einer Federwaage an einer Balkenwaage. Bei zwei

Messungen ist eigentlich keine Aussage möglich, obwohl diese hier

suggeriert wird.

Quelle: Experimente aus der Physik:: Coulombkraft (youtube.com)

 

3.Fall: Kraftmesser von Leybold

Leybold verkauft einen Kraftsensor, den man zur Messung der

Coulombkraft benutzen kann. Philipp Häusser zeigt den Aufbau in

folgendem Video. Er nimmt die Werte direkt am Computer auf. Die

Auswertung ist aber nicht vollständig. Es wird nur angedeutet, dass

eine quadratische Hyperbel vorliegt (s. meine vollständige Aus-

wertung im 2.Fall).

 

Quelle: Das Coulombsche Gesetz | alpha Lernen erklärt Physik (youtube.com)

 

4.Fall: Versuch über Elektrofeldmeter (Phywe)

Phywe bietet die Möglichkeit mit ihrem im Katalog angebotenem

Elektrofeldmeter das Radialfeld einer Konduktorkugel auszumessen, um daraus dann das Gesetz von Coulomb zu gewinnen.

(Leider findet man im Internet keine ordentlichen Versuchsbeschreibungen mehr zum neuen

Elektrofeldmeter).

In den alten Phywe-Versuchseinheiten von Arend Helms kann man

noch die Versuchsreihen mit dem alten Elektrofeldmeter nachschlagen.

In folgendem Video werden der Aufbau und die Messungen vorgestellt.

(es wird das alte Elektrofeldmeter benutzt)

 

Quelle: Praktikum zu Experimentalphysik II: 11 - Coulombsches Gesetz - YouTube

 

Phywe schlägt vor, das Coulombsche Gesetz mittels eines Torsions-

kraftmessers anhand von Bildladungen zu bestätigen. Dies erscheint

mir für die Schule viel zu umständlich, zumal auch die Auswertung

mathematisch aufwendig ist. Es ist schon heute so, dass das Cou-

lombsche Gesetz selten experimentell im Unterricht hergeleitet wird.

Bei den üblichen Internetseiten (Benno Köhler, Physik mit c) gibt es

hierzu z.B. keine Ausführungen.

 

- zur Übersicht der Experimente           - zum Experiment mit Drehwaage

   

- zum Experiment bifilare Aufhängung mit Messwerten und Auswertung

 

- zum Experiment mit Kraftsensor (Leybold)

 

- zum Experiment mit Elektrofeldmeter (Phywe)

 

- zum Kapitel „Coulombsches Gesetz“

 

- zur Übersicht „Felder“