Bewegte Ladung im Magnetfeld

 

Einleitung − Ausblick

 

Bisher haben wir uns nur mit elektrischen Stromleitern im Magnet-

feld beschäftigt und hierbei eine Formel für die Lorentzkraft gefunden,

die auf den stromdurchflossenen Leiter wirkt.

Im Folgenden werden wir sehen, dass die Lorentzkraft allgemein auf

bewegte Ladungen wirkt. Entsprechend wird die bisherige Formel für

die Lorentzkraft allgemeiner geschrieben werden. Danach schauen

wir uns an, was man mit den neuen Erkenntnissen anfangen kann,

z.B. wird es möglich, die Elektronenmasse zu bestimmen. Hierzu wird

das Fadenstrahlrohr benutzt.

 

Versuchsaufbau − einfach

 

Zunächst ein einfacher Versuch, der zeigt, dass die Lorentzkraft auf

Elektronen einwirkt.

Man hält hierzu einen Hufeisenmagneten in die Nähe des Bildschirms

eines Oszilloskops. Dann erkennt man, dass bei der Nullstellung (also

keine Spannung auf x− bzw. y−Platten) der Leuchtfleck und somit der

Elektronenstrahl abgelenkt wird. Das Ganze geht auch, wenn man

die Horizontalablenkung eingestellt hat.

Wenn man eine offene Braunsche Röhre hat, kann man auch an den

Hals dieser Röhre einmal einen Magneten halten. Am besten ist es

dann, wenn der Elektronenstrahl durch den Stoß mit Gasatomen

(z.B. Neon) sichtbar wird. Eine solche Röhre gibt es bei vielen Lehr-

mittelfirmen (s. Linkliste).

 

In den beiden Videos kann man die Ablenkung gut erkennen.

 

 

Quelle (Ausschnitt aus): https://www.youtube.com/watch?v=BbPN1zFZqwI

 

 

Quelle (Ausschnitt aus): https://www.youtube.com/watch?v=iwn034lXnt4

 

Neben Elektronen wirkt die Lorentzkraft auch auf bewegte positive

Teilchen. Hierzu muss man den Verlauf von α-Teilchen oder Positronen

im Magnetfeld untersuchen. Dies ist z.B. in einer Nebelkammer mit

Magnetfeld möglich.

 

Hierzu gibt jetzt drei Fotos, die aus einem Video „zur Entdeckung

des Positrons“ entnommen sind.

Hinweis: Es sind zum Verständnis einige Ergänzungen in den Abbildungen vorgenommen worden. Um die

Abbildungen vollständig zu verstehen, muss man aus dem nächsten Kapitel „die Formeln zum Fadenstrahlrohr“

kennen; außerdem sind Kenntnisse aus der Teilchenphysik nützlich.

 

 

 

 

 

Man sieht ein Bild aus der Entdeck-

ungszeit (1932) des Positrons durch

Anderson.

Zu erkennen ist eine dünne nach links

gekrümmte Spur eines Teilchens, das

sich durch den schwarzen Balken (eine

Bleiplatte) bewegt.

Nach dem Durchtritt durch die Bleiplatte

hat das Teilchen eine geringere Ge-

schwindigkeit, was man aus dem klei-

neren Radius der Kreisbahn entnimmt.

Nach der Drei-Finger-Regel muss es sich um ein positves Teilchen handeln.

 

 

   

 

In dieser Abbildung liegt eine Paar-

bildung vor, d.h. aus einem energie-

reichen Gammaphoton sind durch die

Kollision mit einem anderen Teilchen

zwei neue Teilchen entstanden. Es

handelt sich um zwei Teilchen mit unter-

schiedlicher Ladung (ein Elektron und

ein Positron), die aufgrund der unter-

schiedlichen Ladung entgegengesetzt

gekrümmte Kreisbahnen beschreiben.

 

 

 

Hier sieht man ein Bild aus einer Nebel-kammer mit sehr vielen verschiedenen Teilchenspuren.

Aus den entgegengesetzt gekrümmten Spiralbahnen kann man aber sofort ent-nehmen, dass Teilchen entgegenge-

setzter Ladung vorliegen müssen.

 

Wir fassen einmal zusammen:

 

 

Verallgemeinerung: Lorentzkraft

 

Die Lorentzkraft wirkt auf bewegte elektrische Ladungen in

einem Magnetfeld.

Es gilt die Drei-Finger-Regel.

 

 

Als Schlussfolgerung ergibt sich hieraus, dass die Lorentzkraft auf

einen stromdurchflossenen Leiter eigentlich auf der Lorentzkraft auf

die im Leiter befindlichen freien Elektronen beruht.

 

Allgemeine Formel für die Lorentzkraft

 

Es liegt jetzt nahe, aus der Formel für die Lorentzkraft auf einen

stromdurchflossenen Leiter eine neue allgemeine Formel herzu-

leiten, die für alle bewegten Ladungen im B-Feld gilt.

Wir schauen dazu zunächst folgende Abbildung an.

 

 

Es liegt ein Stromleiter mit der Länge l vor, der sich in einem Magnet-

feld befindet, welches senkrecht zur Stromrichtung steht. Im Leiter-

abschnitt sollen sich N Ladungen, also in diesem Fall N Elektronen

befinden. A ist die Querschnittsfläche des Leiters. Die Elektronen be-

wegen sich unter der angelegten Spannung mit der Driftgeschwindig-

keit vD nach rechts. Es tritt dann eine Lorentzkraft FL nach unten auf.

Die Geschwindigkeit vD ist übrigens sehr gering und beträgt z.B. für

Elektronen in einer Kupferleitung nur ca. 0,1 mm/s.

 

Wir ersetzen jetzt die Lorentzkraft auf den Gesamtleiter durch die

Summe aller Lorentzkräfte auf die einzelnen Elektronen. Es sind N

Elektronen im Leiter vorhanden, also die Lorentzkraft auf den Leiter

entspricht N−mal der Lorentzkraft auf ein einzelnes Elektron.

Wir schreiben jetzt die Formel für die Lorentzkraft auf den Leiter ein-

fach so um, dass die Lorentzkraft auf das einzelne Elektron auftritt.

Es gilt dann:

 

 

Wir haben jetzt zunächst eine neue Formel für die Stromstärke ge-

schrieben. Die Stromstärke ist ja der Quotient aus der in der Zeit tl

durch die Querschnittsfläche A fließende Ladungsmenge Q durch die

Zeit.

Diese Formel wird jetzt in die Formel für die Lorentzkraft auf den

Leiter eingesetzt. Es ergibt sich dann:

 

 

Als Formel für die Lorentzkraft auf eine einzelne bewegte Ladung haben wir dann:

 

 

Lorentzkraft auf bewegte Ladung

 

Man berechnet die Lorentzkraft auf eine bewegte Ladung

mit der Formel

 

 

 

Falls keine senkrechte Bewegung vorliegt, sondern es einen Winkel α

zwischen v und B gibt, gilt:

 

 

Lorentzkraft auf bewegte Ladung

 

 

 

In Vektorschreibweise ergibt sich:

 

 

Lorentzkraft auf bewegte Ladung

 

 

 

 

Beispielaufgabe

 

In einem Beschleunigungskondensator werden Elektronen

mit einer Spannung von U = 300 V beschleunigt. Danach

verlassen sie den Kondensator und gelangen in ein zur Be-

wegungsrichtung senkrecht stehenden Magnetfeld mit der

Feldstärke B = 50 mT.

Wie groß ist die einwirkende Lorentzkraft?

 

Lösung:

Wir benutzen die Formeln aus dem Kapitel „Ablenkkonden-

sator für die Berechnung von v.

 

 

Dieser Wert wird jetzt in die Formel für die Lorentzkraft ein-

gesetzt.

 

 

 

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  die Lorentzkraft auf einen Leiter“

 

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- hieraus: „Bestimmung der   Elektronenmasse“

 

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