- Kräfte auf Insassen      - Geschwindigkeit     - Mindesthöhe    - Klothoide

 

Physik zum Looping

 

Allgemeine Bemerkungen

 

Auf dieser Webseite gibt es mehrfach Betrachtungen zum Looping:

 

- allgemeine Überlegungen (vertikaler Kreis)

- Übungsaufgaben 1 Kreisbewegungen (Aufgabe Nr.2 + Nr.3)

- Übungsaufgaben 2 Kreisbewegungen (Aufgabe Nr.2 + Nr.3)

- Klausuraufgaben Energieerhaltungsatz (Aufgabe Nr.2)

 

Es bietet sich daher an, sich noch einmal ausführlicher mit diesem

Achterbahnelement zu beschäftigen.

 

Definition:

Unter dem Looping versteht man bei der Achterbahn eine

 „vertikale Krümmungsform“, die die Besucher über Kopf durch-

fahren.

 

Looping in Kreisform

 

1.) Kräfte auf die Insassen

 

Beim Looping in Kreisform geht es um die Physik des vertikalen

Kreises. Hierzu gelten folgende Verhältnisse für die Kräfte, die auf

die Insassen der Wagen wirken (s. Abb. aus vertikaler Kreis)

 

 

Es gilt:

 

 

Man sieht, dass sich unten die Kräfte addieren. Da unten auch

deutlich größere Geschwindigkeiten vorliegen (s.u.), ergeben sich

im unteren Teil des Loopings deutlich größere Kräfte als am oberen

Punkt.

 

 

2. Geschwindigkeiten im Looping

 

Da im Looping natürlich auch der Energieerhaltungssatz gilt, muss

im oberen Punkt die gleiche Energie wie im unteren Punkt vor-

liegen. Die Gesamtenergie ist dem System durch den Start („Lift-

hill → potentielle Energie“ oder durch ein „Katapult → kinetische

Energie“) vorgegeben worden.

Im oberen Punkt gibt es sowohl potentielle als auch kinetische

Energie. Im unteren Punkt nur kinetische Energie, falls der untere

Punkt auf Nullniveau für die potentielle Energie liegt (z.B. h = 0 m).

Es gilt also:

 

 

Die Geschwindigkeit unten ist also deutlich höher als die Geschwin-

digkeit im oberen Punkt. Was bedeutet dies jetzt für die Kräfte bzw.

G−Werte?

Link: eine konkrete Rechnung gibt es hier für den Fall, dass oben Schwerelosigkeit

herrscht.

 

 

3. Mindesthöhe (Lifthill) für Looping-Durchlauf

 

Um einen Looping zu durchfahren, braucht es einer Mindestanfangs-

höhe, von der aus die Wagen starten. Diese Mindesthöhe lässt sich

recht einfach mit Hilfe des Energieerhaltungssatzes bestimmen.

Zur Veranschaulichung der Größen soll zunächst eine Abbildung

dienen.

 

Es gilt nun:

 

 

Die Mindesthöhe muss also „ 2,5 ∙ r “ betragen.

Was bedeutet dies für die Kraft, die die Insassen unten in die

Sitze drückt?

 

 

Das Ergebnis ist eigentlich nicht überraschend, da wir ja schon

im 2. Kapitel gezeigt haben, dass sich die Kraft am unteren

Punkt ergibt, in dem man zur oberen Kraft „ 6 ∙ m ∙ g “ hinzu-

addiert.

Wichtiges Ergebnis:

 

Selbst unter den günstigsten Verhältnissen (nur Mindesthöhe)

wird man mit F = 6 ∙ m ∙ g, also 6−fachem Eigengewicht in die

Sitze gepresst.

 

Dies kann schon zu Gesundheitsschäden führen (s. Linkliste).

 

Daher werden praktisch keine kreisförmigen Loopings mehr gebaut.

Die Achterbahn Flip Flap war die erste, die überhaupt mit einem

Looping gebaut wurde. Der Looping hatte damals Kreisform und es

traten Kräfte von bis zu 12 g auf, so dass die Achterbahn wegen der

gesundheitlichen Probleme der Insassen, schnell wieder abgebaut

wurde. In neuster Zeit gab es noch die Achterbahn „Thriller“ von

Schwarzkopf, die sogar 4 kreisförmige Loopings aufwies, wobei

eine Krafteinwirkung bis 6,5 g möglich war. Aber auch diese Bahn

ist inzwischen verschrottet.

 

Looping in Klothoidenform

 

Werner Stengel, der Ingenieur für Achterbahnen, kam im Jahr 1976

auf die Idee die Kreisform durch eine Klothoide zu ersetzen. Diese

Form wurde schon früh (1937) im Strassenbau eingesetzt, um

einen allmählichen Übergang bei der Kurvenfahrt zu erreichen,

damit das Lenkrad nicht „abrupt“ herumgerissen werden musste.

Den starken Einfluss von Werner Stengel auf den Achterbahnbau

erkennt man daran, dass sein Büro inzwischen über 700 Achter-

bahnen weltweit konstruiert hat

Der Vorteil der Klothoide ist, dass der Radius allmählich kleiner wird.

Man hat zunächst große Radien, die mit der Länge der Linie immer

kleiner werden. Oder mathematischer ausgedrückt: der Krüm-

mungsradius r verhält sich umgekehrt proportional zur Bogen-

länge r = c ∙ 1/b (r = Radius, b = Bogenlänge, c = Konstante).

 

Hinweis: Wir können im Rahmen dieser Webseite, die sich mit Oberstufenphysik beschäf-

tigt, nur sehr allgemeine Betrachtungen zur Klothoide abgeben. Wer eine ausführlichere

Betrachtung wünscht, sollte sich das Buch von Rainer Müller zur Hand nehmen.

( s. Linkliste)

In der folgenden Abbildung ist einmal eine Klothoide abgebildet,

die für einen Looping von 14 m Höhe zutrifft, den man z.B. beim

„Looping Star“ findet.

Hinweis: Rechnungen zum Looping Star findet man unter diesem Link.

 

Hinweis: der Programmcode für die Darstellung der Klothoide mit mathematica ist

in der Linkliste aufgeführt.

Man erkennt gut die allmähliche Änderung der Krümmung zu

kleineren Radien.

Kleinere Radien bedeuten ja größere Fliehkräfte, da Fz = m ∙v2/r

gilt. Also hat man zunächst geringe Fliehkräfte, die dann immer

mehr zunehmen, da r kleiner wird. Dem entgegenwirkt allerdings

die Abnahme der Geschwindigkeit wegen der Zunahme der

potentiellen Energie. Dies geht sogar quadratische ein.

Also wird irgendwo zwischen dem unteren und dem oberen Punkt

der Klothoide die Stelle sein, an der die G-Kräfte am größten

sind Diese sind damit auch deutlich kleiner als bei einer Kreisform.

In den folgenden Abbildungen aus dem Buch von Rainer Müller

werden die Verhältnisse einmal vergleichen.

 

1. G-Werte beim Kreisbogen

2. G-Werte bei der Klothoide

Quelle: Rainer Müller, Klassische Mechanik Abb.14.24 bzw. Abb.14.31;

Genehmigung zur Veröffentlichung liegt vor

 

Bei der Kreisform ist die Zunahme der G-Kräfte abrupt, von 1g bei

der Anfahrt zu 6 g bei der Einfahrt. Dann nehmen die G-Kräfte all-

mählich ab, da v abnimmt, r bleibt allerdings konstant.

Bei der Klothoide nehmen die G-Werte allmählich zu, um dann mit

3,5 g den höchsten Wert schon im unteren Bereich der Klothoide

zu erreichen. Danach nehmen die Werte bis zum oberen Punkt ab.

 

Am Schluss noch eine Abbildung, bei der man noch einmal den

Konstruktionsunterschied zwischen Klothoide (schwarz) und

Kreisform (rot) erkennen kann.

 

 

Hier noch einmal in Natura ein Vergleich zwischen Kreisform und

Klothoide. (Quelle: Michael Pantenburg; https://www.schwarzkopf-coaster.net/hauptmenueGF.htm)

 

 

https://www.schwarzkopf-coaster.net/ESthrillerGF.htm

LoopingStar (schwarzkopf-coaster.net)

 

Linkliste:

 

-1.) Buch: Rainer Müller, Klassische Mechanik,

      De Gruyter Studium, 2. Auflage 2010

-2.) mathematica programm zur Klothoide E.Beck

 - 3.) Wieviel g kann ein Mensch aushalten?

 

 

 

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