Flächenladungsdichte-Kondensatorladung

 

Definition. Flächenladungsdichte

 

Wir wollen uns in diesem Kapitel mit der Ladung auf Platten eines

Kondensators beschäftigen. Hierzu definieren wir uns zunächst die

Größe „Flächenladungsdichte“ σ. Aus der Definition heraus werden

wir den Zusammenhang zur Feldstärke herstellen. Diese Zusammen-

hänge werden danach noch experimentell bestätigt.

 

Also zunächst zur Flächenladungsdichte. Wie der Name schon sagt,

geht es um die Dichte von Ladungen. Aus der Mechanik würde man

denken, es geht darum, wie viele Ladungen pro Volumeneinheit auf

einem Körper vorliegen, also ähnlich wie bei der Massendichte

(ρ = m/V). Die Ladungen sind aber in einem geladenen Körper nicht

gleichmäßig über den Körper verteilt. Gleichnamige Ladungen stoßen

sich ja ab. Also werden die Ladungen den größten Abstand vonein-

ander einnehmen und sich somit auf der Oberfläche des geladenen

Körpers befinden. Hieraus ergibt sich folgende Definition über die

Fläche und nicht über das Volumen.

 

 

Definition: Flächenladungsdichte

 

Unter der Flächenladungsdichte σ einer über die Fläche A

gleichmäßig verteilten Ladung Q versteht man den Quotienten

   

 

 

Je mehr Ladungen wir auf einer Flächeneinheit haben, desto mehr

elektrische Felder gibt es auch, da jede Ladung ein eigenes elektri-

sches Radialfeld erzeugt. Die Summe aller Einzelfelder ergibt das

Gesamtfeld. (Hinweis: hiermit errechnet das Programm von Prof. Girwidz seine Felder)

Die Feldliniendichte muss also immer größer werden, je mehr Einzel-

ladungen pro Flächeneinheit vorliegen. Es ist daher folgerichtig einen

Zusammenhang zwischen Flächenladungsdichte σ und der elektri-

schen Feldstärke E (Feldliniendichte) aufzustellen. Der einfachste

Zusammenhang wäre ein proportionaler, also σ = k ∙ E (k = Propor-

tionalitätskonstante).

 

Mit dem Programm von H. Girwidz kann man den Zusammenhang

auch verständlich machen. Ich habe hierzu einmal verschiedene Feld-

linienbilder bei unterschiedlicher Ladungsdichte zeichnen lassen.

Hier die Bilder:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Man erkennt schön, dass die Feldliniendichte mit zunehmender Ladungsdichte auch zunimmt.

 

Messungen - Versuchsreihen

 

Prinzipiell kann man bei den Messungen zwei Versuchsreihen unter-

scheiden.

1. Messverfahren mit Elektrofeldmeter

Aufbau

 

Man hat ein Elektronenfeldmeter zur Verfügung (s.Elektrische Feld-stärke). In diesem Fall kann man direkt den Zusammenhang zwischen Q und E aufstellen. Man benötigt noch ein Messgerät zur Bestimmung

kleiner Ladungsmengen. Hierzu wurde häufig der Gleichstrommess-

verstärker von Phywe (11742.93) benutzt, der z.Z. bei Phywe nicht

mehr zur Verfügung steht, aber wohl in vielen Sammlungen noch an-

zutreffen ist. Der Aufbau kann dann folgendermaßen aussehen:

 

Hinweis: die Versorgungsspannung für das Elektrofeldmeter ist nicht zu sehen und befindet sich unterhalb der Tischplatte.

 

Erklärung des Aufbaus:

Das Elektrofeldmeter ist an den zugehörigen Kondensatorplatten be-

festigt. An einem Messgerät wird die Feldstärke E „indirekt“ abgelesen.

Die Konduktorkugel 1 wird an das Spannungsnetzgerät angeschlos-

sen. Mit diese Kugel berührt man dann die linke Kondensatorplatte

und lädt diese dadurch mit einer bestimmten Ladung Q auf. Diese

Ladungsmenge kann über die übertragene Spannung geändert wer-

den. Die Ladung Q wird über die Konduktorkugel 2 durch Berührung

der Platte abgegriffen und an den Gleichstrommessverstärker weiter-

geleitet. Über ein Messgerät kann Q registriert werden.

Man erhält also „Q“ und „E“ als Messgrößen und kann diese Werte

jetzt z.B. mit Excel weiter untersuchen.

 

Messungen

 

Im Folgenden einmal ein paar Messwerte, die von meinem GK im Jahr

2008-09 gemessen wurden.

 

Q in nAs

1,7

2,5

3,5

4,1

5,9

6,9

7,4

E in kV/m

2,1

2,8

3,9

4,8

6,9

8,4

9,0

 

Die Auswertung ergibt das Diagramm

 

Es ergibt sich ein recht guter linearer Zusammenhang.

Hinweis: Es könnte ein systematischer Fehler vorliegen, weil die Gerade nicht durch den Ursprung geht, sondern

nach oben verschoben ist.

Es ergeben sich aus der Vermutung die folgenden Gleichungen:

 

 

Es müsste also nach der Vermutung ein linearer Zusammenhang

vorliegen. Dies wurde durch die Messungen bestätigt.

 

Die Steigung „m“ der Trendlinie entspricht also „ k ∙ A “.

Mit A = 0,08 m2 ergibt sich für k aus diesen Messungen:

 

 

Die Konstante „k“ wird elektrische Feldkonstante genannt und mit

ε0 abgekürzt.

In Formelsammlungen findet man für ε0 = 8,854 ∙ 10−12 As/Vm.

Wir liegen mit den Messungen (114%) also etwas daneben.

Zusammenfassend ergibt sich jetzt also:

 

 

Wir können also festhalten.

 

 

Es gilt:

mit

σ = Flächenladungsdichte

E = elektrische Feldstärke

ε0 = 8,854 ∙ 10−12 As/Vm = elektrische Feldkonstante

 

 

Hinweis: Wir haben zur Herleitung die Umstellung Q = ε0 ∙ A ∙ E benutzt. Ein aufmerksamer

Leser wird bemerken, dass wir zur Bestätigung der Gleichung eigentlich auch noch zeigen

müssten, dass Q proportional zu A ist. Leider lässt sich dies aufgrund der mangelnden

Zahl an Plattenkondensatoren unterschiedlicher Fläche nicht messtechnisch zeigen und wird

als selbstverständlich vorausgesetzt.  

 

2. Messverfahren ohne Elektrofeldmeter

 

Wenn man kein Elektrofeldmeter hat, muss man mindestens ein

Ladungsmessgerät aufweisen, um überhaupt Messungen durchführen

zu können. Es sollte also mindestens so etwas ähnliches wie der

Gleichstrommessverstärker von Phywe vorliegen.

 

Aufbau

Zunächst wieder ein Bild von einem möglichen Versuchsaufbau.

 

 

Der Aufbau enthält viele Bestandteile des ersten Versuchsaufbaus.

Wir finden wieder die Konduktorkugeln zur Übertragung der Span-

nung (1) bzw. Abnahme der Ladung (2). Die rechte isolierte Platte wird

benutzt. Die linke Platte ist geerdet. Auf der rechten Platte hat es sich

bewährt einen Metallstift einzufügen, um besser auf die Innenseite

des Kondensators zu gelangen. Netzgerät und Voltmeter, Gleichstrom-

messverstärker und Anzeigegerät sind geblieben. Es kann ein anderer

Plattenkondensator benutzt werden, bei dem die Abstände besser ein-

stellen werden können.

Da „E“ nicht direkt gemessen wird, muss man zwei Messungen vor-

nehmen, nämlich die Abhängigkeit der Ladung „Q“ von „U“ und „d“.

Es liegt ja die Formel E = U/d als Grundlage vor. Zur Abhängigkeit von

A gilt der Hinweis von oben am Ende des 1. Messverfahrens.

 

Messungen

 

1. Messung: Q gegen U, d=konstant, A=konstant

Im Folgenden einmal ein paar Messwerte, die von mir selbst aufge-

nommen wurden ( d = 1 mm, A = 0,0513 m2).

 

Q in nAs

9

18

22

27

37

47

68

91

U in V

20

40

50

60

80

100

150

200

 

Die Auswertung als Excel-Diagramm ergibt:

 

 

Es ergibt sich ein sehr guter linearer Zusammenhang. Da praktisch

eine Ursprungsgerade vorliegt, ergibt sich sogar die Proportionalität, was mit den Gleichungen im Einklang wäre.

 

 

Es müsste also nach den Gleichungen eine Proportionalität vorliegen.

Was mit den Messungen eindeutig bestätigt wird. Für ε0 ergibt sich

ein ungewöhnlich genauer Wert aus den Messungen.

 

 

Um die Vermutung vollständig zu bestätigen, muss noch die Abhängig-

keit zwischen Q und d untersucht werden.

 

2. Messung: Q gegen d, U=konstant, A=konstant

Messung aufgenommen vom GK 98/99 mit U=60 V, A=0,0513 m2

 

Q in nAs

26

14

10

8

7

6

d in mm

1

2

3

4

5

6

 

Diagramm:

Es könnte eine Hyperbel vorliegen. Um dies zu bestätigen, wird Q

gegen 1/d aufgetragen.

 

Q in nAs

26

14

10

8

7

6

1/d in 1/mm

1

1/2

1/3

1/4

1/5

1/6

 

Diagramm:

 

Gleichungen hierzu:

 

 

Die Proportionalität von Q zu 1/d wird also durch die Messungen be-

stätigt. Die Werte für ε0 sind leider nicht so gut wie bei der ersten

Messung.

 

 

Zusammenfassung

 

Unsere Vermutung, dass σ = k ∙ E gilt, wird durch alle Messungen be-

stätigt.

 

Alternative: aus der Messung zur Formel

 

Wir sind in diesem Kapitel etwas ungewöhnlich vorgegangen, weil wir

von einer Vermutung ausgingen und diese bestätigten. Man kann

natürlich auch einfach die Messergebnisse nehmen und daraus die

den Zusammenhang aufstellen. Dies sähe dann folgendermaßen aus.

 

 

Wer das Ganze noch einmal aus einer anderen Perspektive sehen

möchte, kann sich folgendes Video von Benno Köhler ansehen, der

auch die entsprechenden Messungen mit einem anderen Aufbau

(Leybold-Geräte) durchführt.

Hinweis:

- mir kommen die Messungen etwas umständlich vor, weil er Geräte trennen muss und ver-

schiedene Schalter benutzt. Die Benutzung der Konduktorkugel hat sich meiner Meinung nach

bewährt.

- das aufgeführte Video ist geschnitten und neu zusammengesetzt. Wer das Video vollständig

ansieht, wird merken, dass H. Köhler andere Formeln aus den Messungen ableitet.

Wir werden diese Formel aus dem in diesem Kapitel gewonnenen Zusammenhang zwischen

σ und Q noch herleiten.

Video Benno Köhler (geschnitten und neu zusammengesetzt)

 

Quelle: Physik LK 5 - Kondensator Teil 1 - YouTube

 

zu Abschnitt: 

 - Def. Flächenladungsdichte         - Vermutung      - 1 Versuchsreihe-Aufbau

- 1.Versuchsreihe-Messungen+Auswertung      - 2. Versuchsreihe-Aufbau        

- 2. Versuchsreihe-Messungen+Auswertung Q gegen U

- 2. Versuchsreihe-Messungen+Auswertung Q gegen d

- Zusammenhang zwischen σ und E

- Video Benno Köhler

 

- Kapitel „Plattenkondensator“

 

- Übersicht „Felder“