Das Elektrische Feld - Existenz - Feldstärke

 

Existenz eines elektrischen Feldes

 

Das elektrische Feld ist an die Eigenschaft „Ladung“ gebunden. Ein

Körper, der geladen ist, soll ein elektrisches Feld aufweisen. Man

muss jetzt also zeigen, dass in der Umgebung eines geladenen

Körpers geladene Probekörper Kräfte erfahren.

 

Versuchsablauf:

(leider nur als Text, ich habe kein passendes Video gefunden bzw. selber aufgenommen; wer ein Video parat

hat, soll bitte Kontakt mit mir aufnehmen)

 

Man lädt eine große Metallkugel (Konduktorkugel) auf und hält in die

Nähe eine deutlich kleinere geladene Alukugel (Probekörper). Die

Alukugel kann bifilar (also an zwei Fäden) aufgehängt sein. Man erkennt

bei gleicher Ladungsart, dass die Alukugel dann abgestoßen wird,

d.h. der Faden wird ausgelenkt, ähnlich wie bei einem Fadenpendel.

Die Auslenkung hängt von der Größe der Ladung der Konduktor-

kugel ab. Außerdem spielt der Abstand der Kugeln und auch die Ladung des Probekörpers eine Rolle für die Größe der Auslenkung.

Die Ablenkung geschieht, weil eine Kraft auf die Alukugel ausgeübt

wird. Ein Maß für die Kraft ist der Auslenkungswinkel des Faden-

pendels.

 

Hierzu jetzt zwei Abbildungen:

 

 

Hier sieht man noch einmal den Versuchs-

aufbau. Links die große Konduktorkugel.

Rechts die kleine Alukugel, die ausgelenkt

wird. Man kann jetzt die Konduktorkugel

oder die Alukugel stärker laden und den

Abstand zwischen den Kugeln ändern.

 

 

Hier einmal die Kräfteverhältnisse. Die

Kugel kommt zum Stillstand, wenn die

resultierende Kraft aus Gewichtskraft FG

und elektrischer Feldkraft FE entlang des

Fadens zieht. Der Auslenkungswinkel α

ist ein Maß für die Kraftgröße von FE.

Hinweis: die exakte Berechnung von FE ist kompliziert, da kein

rechtwinkliges Dreieck vorliegt. Es muss der Kosinussatz be-

nutzt werden. Außerdem hängt Fs von FE ab. Einfacher wird es,

wenn man die Konduktorkugel direkt in die Ruhelage des Fadenpendels schiebt. Hierzu gibt es eine Klausuraufgabe.

 

 

Wir halten fest:

 

 

Elektrisches Feld

Jeder geladene Körper ist von einem elektrischen Feld um-

geben, da geladene Probekörper in der Umgebung des

geladenen Körpers Kräfte erfahren.

 

 

Elektrische Feldstärke

 

Für Felder werden im Allgemeinen „Feldstärken“ festgelegt. Die Feld-

stärke soll eine Auskunft über die Stärke des Feldes geben, wie ja der

Name schon sagt. Was könnte man nun als Feldstärke definieren?

Man kommt schnell auf die Kräfte, die auf die Probeladung wirken,

also Feldstärke = Kraft auf die Probeladung?? Je größer die Kraft,

um so größer die Feldstärke. Wenn man so definieren würde, vergisst

man, dass ja die Kraft auf den Probekörper auch von der Ladung des

Probekörpers abhängt. Deswegen muss man diese Eigenschaft her-

ausdividieren oder anders formuliert, die Kraft auf eine Einheitsladung von 1 C wählen.

 

Es ergibt sich somit als Definition:

 

 

Elektrische Feldstärke E

 

 

Unter der elektrischen Feldstärke E versteht man die

vektorielle Größe

 

 

 

Man erkennt, dass es sich um eine vektorielle Größe handelt, die also

eine Richtung aufweist. Die Richtung von E stimmt mit der Kraft-

richtung auf eine positive Probeladung überein.

 

Feldlinienbilder

 

Wie beim Magnetfeld versucht man jetzt auch Feldlinienbilder des

elektrischen Feldes aufzustellen. Man benutzt hierzu Dipole. Meist

geht es um Dipole, die durch Influenz entstehen.

Influenz bedeutet, dass das äußere Feld im Inneren des Dipol-

Körpers die vorhandenen Ladungen verschiebt. Nehmen wir an, wir

haben einen negativ geladenen Körper vorliegen und wir geben

in das elektrische Feld einen neutralen Metallstab. Dann werden

sich im Metallstab die frei beweglichen Elektronen (negativ) aufgrund

der Abstoßung zum Ende bewegen, welches möglichst weit weg ist

vom geladenen Körper, so dass auf der dem Körper zugewandten

Seite die positiven Atomreste zurückbleiben. Im Dipol-Körper haben

sich die zunächst homogen verteilten Ladungen durch die Anwesen-

heit des geladenen Körpers jetzt neu verteilt. Es befinden sich Ladun-

gen an den Enden des Metallstabes. Man spricht von einem elektri-

schen Dipol.

 

Die folgende Abbildung zeigt sehr schematisch die Influenz in einem

metallischen Dipol:

 

 

 

 

ohne Ladung:

ein neutrales Metall liegt vor, es

gibt genauso viele freie Elektro-

nen wie positive Atomrümpfe. Alles ist gleichmäßig verteilt.

 

 

mit Ladung:

die negativen Ladungen stoßen

sich ab, die freien Elektronen be-

wegen sich nach rechts, rechts

überwiegen negative Ladungen;

links bleiben positive Restatome

zurück, links überwiegen positive

Ladungen, da kein Ausgleich

mehr durch die freien Elektronen

stattfindet

 

Ein solcher Dipol richtet sich in einem elektrischen Feld entlang der

Feldlinien aus.

 

Versuchsablauf:

(leider nur als Text, ich habe kein passendes Video gefunden bzw. selber aufgenommen; wer ein Video parat

hat, soll bitte Kontakt mit mir aufnehmen)

Man wählt als Dipol einfach einen Kupferstab aus einer elektrischen

Leitung. An diesen Kupferstab wird mittig ein Kunststofffaden ange-

klebt, an dem dann der Kupferstab hängt. Mit diesem Aufbau geht man jetzt in die verschiedenen Anordnungen, in denen sich dann der dreh-bar aufgehängte Kupferstab ausrichtet.

Hinweis: In den meisten Fällen wird das Feldlinienbild mittels Grießkörnern oder Kunst-

stofffasern aufgenommen. Gießkörner und Kunststoffasern sind Isolatoren, d.h. hier können sich nicht frei bewegliche Elektronen verschieben. Es gibt also nur Verschiebungen der Elektronen innerhalb der Atome. Die Atome selber werden zu Dipolen.

Hierzu hier ein paar Links:

- 1.) sehr schönes Video zu Versuchen mit Gießkörner mit zusätzlichen Erklärungen

- 2.) hier ein Video mit Kunststofffasern

 

Die folgenden Abbildungen zeigen die Ausrichtung des Dipols an

verschiedenen Positionen in der Nähe einer geladenen Kugel bzw.

zwischen zwei unterschiedlich geladenen Platten (Plattenkondensa-tor).

 

 

 

Radialfeld

 Die Dipole zeigen radial zum Mittelpunkt

 der Kugel

 

 

 

homogenes Feld

 Die Dipole zeigen zueinander parallel

 immer senkrecht auf die Platten

 

 

Programm zur Erstellung von Feldlinienbildern

 

Es gibt ein uraltes Programm von Prof Dr. Raimund Girwidz, mit dem

man solche Feldlinienbilder zeichnen kann. Das Programm verwendet

die Überlagerung vieler Radialfelder, um das Gesamtfeld zeichnen zu

können. (Hinweis: Wir kommen später noch zum Coulomb-Gesetz, mit dem das Programm

arbeitet. Das Programm konnte man käuflich erwerben. Es läuft aber mit den modernen Be-

triebssystemen nicht mehr. Da es für die alten Betriebssysteme (MS-DOS) geschrieben

wurde, ist es auch nicht besonders komfortabel in der Handhabung)

Herr Girwidz stellt das Programm jetzt auf der Seite der Uni München

im Internet zur Verfügung ( Link zum Programm )

Ich habe mit diesem Programm einmal einige Feldlinienbilder zeichnen

lassen und die Feldlinienrichtung nachträglich zusätzlich eingetragen.

Hinweis: Neben der Feldliniendichte macht hier auch die Farbe eine Aussage über die Größe der Feldstärke!

 

 

 

Radialfeld

 

 

 

homogenes Feld

 

 

Man erkennt sofort, dass die Feldlinienstruktur mit den Versuchser-

gebnissen übereinstimmt.

 

Komplexe Feldstruktur, wenn mehrere Ladungen vorliegen

Wenn mehrere Ladungen vorliegen, ergibt sich das Gesamtfeld als

die Überlagerung der Einzelfelder. Die Konstruktion der Feldstruktur

geht im Prinzip wie bei der Überlagerungen von Kräften. (Stichwort:

Kräfteparallelogramm, vektorielle Addition)

Folgende Abbildung zeigt, wie man hier „händisch“ vorgehen muss.

 

 

 

 

Zur Abbildung:

Es liegen zwei unterschiedliche La-

dungen (rot = positiv, blau = negativ) gleicher Größe vor. An den grünen „Punkten“ auf der Mittelsenkrechten

soll das Gesamtfeld bestimmt werden

 

Vorgehen:

Man zeichnet zunächst die Kraftpfeile

für die einzelnen Ladungen und ge-

winnt die resultierende Kraft (grün),

indem man die Diagonale des Kräfte-

parallelogramms konstruiert.

 

Das Programm von Herrn Girwidz rechnet dies sofort aus und gibt

dann das Ergebnis graphisch aus.

 

Hier die Ergebnisse für ungleiche und gleiche Ladungen.

 

 

 

Die Feldlinien entspringen auf der positi-ven Ladung und enden auf der negativen.

Nur zwischen den Ladungen hat sich das

Feld merklich verändert. Ansonsten er-

kennt man noch gut die Radialfelder.

 

 

 

Zwischen den Ladungen gibt es keine

verbindenden Feldlinien. Man kann leicht

(s. „händische Konstruktion“) verstehen,

dass genau im Mittelpunkt der Verbin-

dungslinie der Ladungen kein Feld vor-

liegt, da die Kräfte in entgegengesetzte

Richtung zeigen.

 

 

Faraday−Käfig

Die Überlegungen zum zweiten Fall (Feld zweier gleich geladener

Punkte) legt nahe, dass in einem geladenen Hohlkörper ein feld-

freier Raum vorliegt. Man spricht von einem Faraday-Käfig.

Mit dem Programm von Girwidz kann man diesen Fall nur stark

eingeschränkt zeigen, da das Programm nicht 3D-Bilder zeichnet und

die Anzahl der Ladungen beschränkt ist.

Ich habe es mal mit einem quadratischen Hohlraum und einem Hohl-

ring (schwer zu konstruieren, da man die Ladungen nicht beliebig setzen kann) versucht.

In beiden Fällen sieht man noch Felder im Inneren. In der Mitte aller-

dings stark abgeschwächt.

 

 

 

 

 

Exakte Berechnungen werden mit dem Gaußschen Gesetz in ein-

schlägigen Büchern (Tipler; Giancoli) meist für eine Hohlkugel durch-

geführt. Wir verzichten hierauf, weil es kein Stoffinhalt der S II ist.

(Link zu einer Darstellung im Internet zur Hohlkugel)

 

Falls der Hohlraum nicht geladenen ist, sondern sich nur in einem

elektrischen Feld befindet, wird oft mit Influenz argumentiert.

Folgende Serie von Abbildungen soll dies erklären.

 

 

 

 1. Schritt: Der leitfähige Kasten ist von

 einem Feld durchsetzt. Der Kasten ist zu-

 nächst neutral. Die Ladungen sind gleich-

 mäßig verteilt.

 

 

 

 2. Schritt: Aufgrund von Influenz ver-

 teilen sich die Ladungen neu. Die freien

 Elektronen bewegen sich nach links. Die

 positiven Restatome bleiben zurück

 

 

 

 3. Schritt: Wegen der unterschiedlichen

 Ladungsverteilung entsteht im Inneren

 des Hohlraumes ein elektrisches Feld,

 welches die gleiche Stärke wie das äu-

 ßere Feld hat, diesem aber entgegen-

 gesetzt gerichtet ist.

 

 

 4. Schritt: Wegen der gleichen Stärke,

 aber entgegengesetzter Richtung heben

 sich die Felder auf. Es entsteht im Inneren

 ein feldfreier Raum

 

 

Faraday-Käfig

 

Unter einem Faraday-Käfig versteht man einen Raum, der

von einer elektrisch leitenden Hülle umgeben ist. Innerhalb

dieses Raumes liegt ein feldfreier Bereich vor.

 

 

Wenn man sich in einem Faraday-Käfig befindet, ist man vor elek-

trischen Feldern, vor allem Blitzen, geschützt. Bei einem Gewitter

sollte man daher möglichst einen solchen Raum (Auto, Haus) auf-

suchen.

 

Video zum Thema „Faradaykäfig“

 

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=QU0fLnucE6A

 Als Schulversuch geeig-

 net

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=x7uCAvEhP1E

 Blitzüberschlag schön zu

 sehen

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=QqEesFaboV4

In einer Ritterrüstung

ist man auch geschützt

 

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=D3KgADeqW-c

Auto als Faraday-Käfig

 

Quarks&Co hat das Thema „Blitz und Gewitter“ zweimal behandelt.

- https://www.youtube.com/watch?v=SZHwWgY0NBM

- https://www.youtube.com/watch?v=JFBxCZtjp6I

 

Zusatzinformationen

 

1.) Feldlinienrichtung an der Oberfläche von Ladungen

An der Oberfläche von geladenen Körpern verlaufen die Feldlinien

senkrecht zur Oberfläche, falls Elektrostatik vorliegt, also kein Strom

fließt. Um dies zu erläutern, beziehen wir uns auf folgende Abbildung.

 

Falls die Feldlinie nicht senkrecht auf der Oberfläche stände (wie in

der Abbildung), dann gäbe es eine parallele Komponente E, die für

einen Stromfluss I sorgen würde. Dies hieße aber, dass kein elektro-

statischer (ohne Stromfluss) Fall vorläge.

Es gilt also:

 

 

In der Elektrostatik stehen die elektrischen Feldlinien

auf der Ladungsoberfläche immer senkrecht.

 

 

2.) Feldverlauf an einer Spitze

An einer leitfähigen Spitze sammeln sich besonders viele Ladungen

an. Dies führt zu einer extrem hohen Feldstärke, so dass an diesen

Stellen bevorzugt die Entladungen oder Blitzeinschläge stattfinden.

Mit dem Programm von H. Girwidz ist dies nur sehr eingeschränkt zu

zeigen, da man die Ladungen nicht beliebig auf der Zeichenfläche

setzen kann.

 

 

 

 Man erkennt die größere Dichte der Feld-

 linien an der Spitze, d.h. hier sind sehr

 hohe  Feldstärken

 

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=9fVEpwtrKhQ&t=376s

 Hier sieht man einen Ausschnitt aus einem

 Video zur Darstellung von Feldlinien. Auch

 hier erkennt man die große Feldlinien-

 dichte.

 

 

Videos zum Thema Spitzenentladung:

 

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=FWThq_5kCio

 Schöne Schulversuchsreihe mit

 Erläuterung der Ergebnisse

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=k8lXOnsvD80

 Versuch aus dem Deutschen

 Museum: Funkenüberschlag

 zwischen zwei Spitzen

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=k8lXOnsvD80

 Versuch aus dem Deutschen

 Museum zur Funktion des Blitz-

 ableiters.

 

3. Unterschied zwischen elektrischen und magnetischen Feldern

Wir haben schon in der Einführung gesehen, dass sowohl Magnete

als auch Ladungen von Feldern umgeben sind. Man spricht vom

magnetischen bzw. elektrischen Feld.

Hinweis: Zum Magnetismus (insbesondere zur Lorentzkraft) gibt es später noch ein eigenes

Kapitel.

Ein grundlegender Unterschied zwischen magnetischen Feldern und elektrischen Feldern ist, dass elektrische Felder eine Quelle, also

einen Anfang und ein Ende haben. Sie beginnen auf positiven La-

dungen und enden auf negativen Ladungen, während Magnetfelder

geschlossen sind, also keinen Anfang und kein Ende aufweisen. Man

hat bisher keine Monopole gefunden, die magnetische Felder er-

zeugen könnten.

Wir halten also fest:

 

 

Unterschied: elektrisches und magnetisches Feld

Das elektrische Feld hat einen Anfang (positive Ladung; Quelle)

und ein Ende (negative Ladung, Senke).

Das magnetische Feld ist geschlossen ohne Anfang und Ende

 

Hinweis: Es geht hier um elektrische Felder, die durch Ladungen erzeugt werden.

Im Kapitel „Induktion“ findet man auch quellenfreie elektrische Wirbelfelder.

 

 

 

 

 

Nächstes Kapitel: Der Plattenkondensator